Der Wald steht am Anfang der Debatte um Nachhaltigkeit. Der Begriff wurde erstmals 1713 von Hans Carl von Carlowitz' gebraucht. Carlowitz nahm die Holzknappheit im Europa des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts zum Anlass, um auf die langsame Aufforstung als Bedingung für anhaltende Holzproduktion hinzuweisen und den radikalen und schnellen Holzschlag zu kritisieren. (Grober 2010) Das Permakultur-Design nahm seinen Anfang ebenfalls in der Idee einer permanenten Landwirtschaft auf Grundlage der Waldwirtschaft: 1929 schrieb der Ökonom und Geograph Joseph Russell Smith das Buch »Tree Crops. A Permanent Agriculture«, in dem er die systematische Bepflanzung mit Bäumen als Mittel gegen die Umweltzerstörung vorschlägt. Das Buch »Walden; or, Life in the Woods« von Henry David Thoreau (1854) wurde zum Klassiker gleich mehrerer Lebensreformbewegungen bis zur Gegenwart. 1948 entwarf in Reaktion darauf der Behaviorist Burrhus Frederic (B. F.) Skinner in »Walden Two« eine kybernetische Vision einer besseren Gesellschaft. Aber auch Johann Wolfgang Goethe und Alexander von Humboldt machten sich um den Wald als Wissensfigur verdient.
Das Seminar verfolgt verschiedene Konzeptionen des Waldes als ›ursprüngliche Natur‹ oder ›künstlicher Natur‹ ausgehend vom 18. Jahrhundert bis heute. Dabei werden die verschiedenen Modelle von Nachhaltigkeit diskutiert, aber auch das zugrundeliegende ökonomische Denken thematisiert. Denn das Konzept der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft, aber auch im Permakultur-Design ist entgegen aller romantischer Visionen ein dezidiert ökonomisches.
Das Seminar wird einen Tag in dem Revier der Försterin Ulrike Kreplin, Revierförsterei Wuhlheide verbringen.
Das Seminar findet als Blockseminar zu folgenden Zeiten statt:
Einführung, Montag, 20.4.2015, 14-16
1. Block, ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: neuer Termin: Samstag, 23.05.2015 (anstatt Montag 18.05.2015), 10-17
2. Block, ACHTUNG TERMINÄNDERUNG: neuer Termin: Samstag, 27.06.2015 (anstatt Montag 22.06.2015), 10-18
3. Block, Montag 06.07.2015, 10-18
Das Seminar ist Teil des interdisziplinären Studienprogramms »Vielfalt der Wissensformen«. Nähere Informationen dazu unter: https://u.hu-berlin.de/vdw
»Neue Ökologien« bilden im Sommersemester 2015 den Schwerpunkt der »Vielfalt der Wissensformen« Lehrveranstaltungen der Gastprofessorin Prof. Dr. Katja Rothe. Bitte beachten Sie auch die anderen von ihr angebotenen Lehrveranstaltungen. Nähere Informationen unter:
https://bolognalab.hu-berlin.de/projekte-des-bologna.labs/vielfalt-der-wissensformen/lehre