Kommentar |
Was sind Werte? Insbesondere seit Thomas Scanlons What We Owe to Each Other erfreuen sich sog. buck passing-Konzeptionen in der philosophischen Diskussion zunehmender Beliebtheit. Deren Kernidee lautet (etwas vereinfacht): Dass ein Objekt wertvoll ist, heißt, dass es Gründe gibt, eine positive Einstellung zu diesem Objekt einzunehmen.
Dieser Ansatz ist aus einer Reihe von Gründen systematisch attraktiv, sieht sich aber zugleich einer Vielzahl von Einwänden ausgesetzt. Im Seminar werden wir zentrale Beiträge aus der aktuellen philosophischen Debatte diskutieren und hierbei vor allem das sog. wrong kind of reasons-Problemin den Mittelpunkt stellen. Dieses Problem resultiert aus der Tatsache, dass manche Gründe für Einstellungen sich allein dem Wert dieser Einstellungen selbst zu verdanken scheinen und für den Wert des Objekts dieser Einstellung irrelevant sind. (Wird mir etwa Strafe für den Fall angedroht, dass ich das Klavierspiel meines Nachbarn nicht bewundere, so macht dies das Klavierspiel des Nachbarn noch nicht bewundernswert.) Die Diskussion dieses Problems sowie möglicher Lösungsstrategien wird uns nicht nur helfen, die Erfolgsaussichten von buck passing-Konzeptionen einzuschätzen, sondern auch unmittelbar an eine Vielzahl zentraler Fragen der Werttheorie und der Philosophie der Normativität heranführen.
Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft, englische Texte zu lesen. Inhaltliche Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Zur Einführung empfohlen: Suikkanen, J. (2009) "Buck Passing Accounts of Value", Philosophy Compass 4, S. 768-779. |