Versicherungen zählen nicht unbedingt zu den Dingen, mit denen man sich im Alltag gern beschäftigt.
Allerdings gehört der Versicherungssektor zu den Kerninstitutionen ‚moderner‘ Nationalstaaten. Entsprechend gibt es heute kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem Versicherungen keine zentrale Rolle spielen – sei es in der Daseinsfürsorge (z.B. staatliche Sozialversicherungen oder Lebensversicherungen), im Bereich des Handels (z.B. private Güter- und Transportversicherungen), im Bereich des Katastrophenschutzes (z.B. genossenschaftliche Feuerversicherungen), oder bei der Freizeitgestaltung (z.B. Unfall-, Kranken- oder Haftpflichtversicherungen).
Versicherungen prägen – mal mehr, mal weniger sichtbar – die Art und Weise wie in modernen Industriegesellschaften und kapitalistischen Ökonomien Risiko und Sicherheit verhandelt wird.
Im Proseminar soll die Entstehung, Ausbreitung und gesellschaftliche Rolle dieses Sektors in Europe und den USA in historischer Perspektive thematisiert werden. Der Fokus wird dabei auf den (von Beginn an stark international orientierten) Institutionen, Akteuren, Prozessen und Debatten liegen.
Dabei werden sowohl staatliche als auch kooperative und privatwirtschaftliche Versicherungen und ihre wachsende Rolle in der Staatenwelt des ausgehenden 18. und 19. Jahrhunderts untersucht.
Der vorwiegend sozial- und wirtschaftshistorische Zugang zum Thema soll durch dezidiert kulturgeschichtliche Aspekte (Wandel des gesellschaftlichen Verständnisses von Risiko und Sicherheit, narrative Strategien zur Einhegung sozialer Konflikte) ergänzt werden. Zudem soll im Seminar gemeinsam über global- und institutionenhistorische Ansätze diskutiert werden. |