Kommentar |
ie jüngste Mobilisierung fundamentalistischer Christen vor allem in Frankreich, aber auch vermehrt in Deutschland gegen die „Homoehe“ und die so genannte „Gender Theorie“ scheinen gegenwärtig die politische Arena zu verändern, indem sie, ähnlich wie islamistische Diskurse, einen alten vermeintlichen Gegensatz aktualisieren: den von Religion und Feminismus. In dem interdisziplinär angelegten Seminar soll dieses Spannungsfeld von Religion und feministischen Bewegungen anhand der ersten und dritten „Welle“ der Frauenbewegung erkundet werden, wobei der Schwerpunkt auf Deutschland und Frankreich liegt. Der Fokus auf die Zeiträume „erste“ und „dritte Welle“ erklärt sich über die jeweilige starke diskursive Verflechtung der Diskurse über Religion und Geschlecht bzw. Sexualität einerseits und ihre (unterschiedlich starke, aber in beiden Zeitabschnitten vorhandene) Verschränkung mit Antisemitismus andererseits. Zunächst sollen am Beispiel der „dritten Welle“ des (Queer-)Feminismus die aktuellen Diskurse über Religion und Religionszugehörigkeit, die vor allem anhand von Islam, muslimischen und antimuslimischen Feminismen sowie der Kopftuch-Debatte ausgetragen wurden, untersucht werden. Auch der Diskussion um „Homonationalism“ wird eine Sitzung gewidmet. Im zweiten Block widmen wir uns der „ersten Welle“ der Frauenbewegungen um 1900. Ein Schwerpunkt liegt auf dem 1904 von Berta Pappenheim gegründeten jüdischen Frauenbund sowie auf dem Engagement jüdischer Frauen in der („bürgerlichen“) Frauenbewegung. An der Schnittstelle von Religion und Frauenbewegung interessieren uns auch der virulente Antisemitismus bei völkischen und christlichen Feministinnen und Frauenvereinen in Deutschland und Frankreich, aber auch, inwiefern selbst zeitgenössischer Antifeminismus auf antisemitische Hassdiskurse zurückgreift. |
Literatur |
Offen, Karen. European Feminisms. 1700-1950. Stanford: Stanford University Press, 2000. Yilmaz-Günay, Koray (ed.). Karriere eines konstruierten Gegensatzes: zehn Jahre „Muslime versus Schwule“. Sexualpolitiken seit dem 11. September 2001. Berlin: Schlips, 2011. |