Kommentar |
Gesellschaftliche und sozialstrukturelle Bedingungen politischer Ordnung und politischen Handelns werden nicht nur in wissenschaftlichen Arbeiten sondern auch in fiktionalen Texten thematisiert. Literarische Texte – so die Grundannahme des Seminars – stehen im Brennpunkt zwischen ideengeschichtlichem Erfahrungsraum und politischem Erwartungshorizont, denn sie greifen seismographisch gesellschaftliche Herausforderungen nicht nur auf, sondern irritieren durch den Einsatz von bewussten, normbrechenden Mitteln bisherige Heuristiken der Wahrnehmung und Deutung der sozialen Welt, verunsichern systemische Gewissheiten und hinterfragen überkommene Denkmuster sowie etablierte soziale Machtzuteilungen. Zudem sind die axiomatischen Universalien politischer Konfliktfelder und die zeithistorischen Problemherde gesellschaftlichen Zusammenlebens in literarischen Texten derart pointiert und fokussiert behandelt, dass wissenschaftliche Auseinandersetzung nur schwer einen vergleichbaren Grad der Eindrücklichkeit erreicht. Dementsprechend versucht das Seminar ökonomische, politische und kulturelle Grundkonzeptionen der politischen Soziologie anhand literarischer Texte zu erschließen. Im ersten, theoretischen Teil des Proseminars werden die zur Textinterpretation relevanten a) Problemfelder der politischen Soziologie und b) die literaturtheoretischen Voraussetzungen eingeführt. Nach diesem theoriegeleiteten Problemaufriss zum Verhältnis zwischen politischer Soziologie und literarischen Texten sollen im zweiten Teil die konkreten zentralen Problemfelder der politischen Soziologie anhand literarischer Texte qualitativ besprochen werden. Kern der Analyse ist ihre interpretative Aufarbeitung aus politiktheoretischer Linse. |