Nicht alle politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse in (ehemaligen) Autokratien führen zwangsläufig zur Etablierung einer stabilen liberalen Demokratie. Viele verharren in der analytisch schwer zu definierenden Grauzone zwischen Autokratie und Demokratie. Außerdem sind zunehmend auch Re-Autoritarisierungstendenzen in bereits als konsolidiert geltenden neuen Demokratien zu beobachten. Das Seminar analysiert vor diesem Hintergrund wichtige politische Institutionen (insbesondere Parlament, Verfassungsgerichte und Exekutiven) und ihre Rolle bei der Etablierung autokratischer Strukturen.
Zentral ist dabei die Frage nach einer Umdeutung von ursprünglich demokratischen Institutionen, deren abstraktes Regelsystem in konkreten gesellschaftlichen und politischen Kontexten zu einer Umdeutung bzw. sogar Pervertierung führen kann. Eine wichtige Rolle hierbei spielen verschiedene regionale Kontexte, formale und informelle Spielregeln sowie die institutionelle Einbettung aus vergleichender sowie länderspezifischer Perspektive. Dabei wird es auch um eine kritische Auseinandersetzung mit den oftmals dualistischen Ansätzen der Demokratisierungs- und Autokratieforschung gehen.
Dieses Seminar verfolgt damit zwei Ziele: 1) institutionellen Wandel aus vergleichender Perspektive sowohl historisch als auch typologisch zu betrachten und damit die Varianz und Entwicklung zum Beispiel des postsozialistischen Institutionengefüges zu erklären.
2) anhand eigener Forschungsprojekte Wege der Datenerhebung und –auswertung in diesem Feld (z. B. Verfassungstexte, Geschäftsordnungen, Protokolle, Mediendiskurse) mit unterschiedlichen Methoden empirischer Sozialforschung kennen- und anwenden zu lernen.
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