Die Erscheinungsformen und Sinngehalte von Erwerbsarbeit befinden sich in Deutschland gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel. Auch Lebensformen und Formen des Zusammenlebens verändern sich. Einerseits wird ein Wandel von Paarbeziehungen infolge von Individualisierungs- und Egalisierungsprozessen konstatiert. Andererseits wird eine Subjektivierung und Entgrenzung, Ökonomisierung und eine zunehmende Prekarisierung von Erwerbsarbeit behauptet, die sich auch auf den Reproduktionsbereich auswirkt.
Die Beschäftigung mit Erwerbsarbeit und Haus- bzw. Reproduktionsarbeit und deren Verschränkungen war Mitte der 1970er Jahre einer der Ausgangspunkte der (west-)deutschen Frauenforschung. Feministinnen kritisierten die in das männliche Ernährermodell mitsamt der geschlechterdifferenten Trennung und Hierarchisierung von männlicher Erwerbstätigkeit und weiblicher Hausfrauentätigkeit eingelassenen geschlechterdifferenten Ungleichheiten. Mit den eingangs benannten gesellschaftlichen Veränderungen erodiert seit einigen Jahren das Ernährermodell, Männlichkeitskonzepte werden verunsichert, doch verspricht dies auch mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern?
Im Seminar wird die Entstehung und Entwicklung dieser Debatte bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Als Grundlage dienen Forschungsarbeiten aus der Frauen- und Geschlechterforschung sowie der subjektorientierten Arbeits- und Industriesoziologie. Im Seminar wird danach gefragt, wie Wandel und Persistenz von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in Paarbeziehungen in diesen Studien theoretisch gefasst und empirisch untersucht werden. |