Kommentar |
Unter dem Stichwort des Disjunktivismus werden in der gegenwärtigen Philosophie Positionen der Wahrnehmungstheorie, Erkenntnistheorie und Handlungstheorie zusammengefasst. In diesem Seminar soll vor allem der wahrnehmungstheoretischen Debatte nachgegangen werden. Disjunktivistische Positionen in der Wahrnehmungstheorie zeichnen sich durch die Behauptung aus, dass erfolgreiche und fehlschlagende Akte der Wahrnehmens ihrer Natur nach nicht derselben Art sind. Vielmehr gehören erfolgreiche Wahrnehmungen und fehlschlagende Wahrnehmungen (Täuschungen, Halluzinationen) zu verschiedenen Arten von Akten, die je für sich eigenständige Erklärungsansätze erfordern. Vertreter disjunktivistischer Positionen ziehen aus ihren Positionen weitreichende Konsequenzen. Der Disjunktivismus wird hierbei nicht nur gegen skeptische Positionen ins Feld geführt, sondern dient vielen auch zur Verteidigung eines direkten Realismus in der Intentionalitätstheorie. Der wahrnehmungstheoretische Disjunktivismus wird seit den 1970er Jahren intensiv diskutiert und hat sich mittlerweile in mehrere Unterpositionen ausdifferenziert, die wir im Seminar diskutieren wollen. Als Textgrundlage dienen Aufsätze aus den beiden Bänden Byrne / Logue, Disjunctivism. Contemporary Readings, MIT Press, 2009 sowie Haddock / MacPherson, Disjunctivism: Perception, Action, Knowledge, OUP, 2008. |