Kommentar |
In der Vermarktungspraxis der Hauptstadt wurde in den letzten Jahren ein spezifisches, stadtgeschichtliches Image aufgebaut, das nun eine besondere Mischung aus historischen Bildern, erfahrbarer Geschichte, aktueller Erinnerungskultur und dem Versprechen „authentischer Spuren“ des verlorenen deutsch-jüdischen Lebens präsentiert. Damit werden im Zusammenspiel von Marketing-Agenturen, der Tourismusbranche, den städtischen Medien, den Kulturschaffenden, Gastronomen und Festivalagenturen und schließlich auch der Wissenschaft ein Prozess eingeleitet, der sich als Politik der urban imagineering bezeichnen lässt. Gemeint ist damit ein ausdifferenziertes Diskurs- und Praxisfeld, in dem vor allem auch professionalisierte Akteursgruppen aktiv daran beteiligt sind, spezifische Bilder, Narrative und Symbole der „großen Städte“ zu generieren. Sie betonen bewusst deren „Eigenlogik“ (LÖW 2005) als ein Alleinstellungsmerkmal, das sich aus der Geschichte und Ökonomie wie aus der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung urbaner Räume speist und das damit historische Plausibilität erhält und neue symbolische Wirkung erzielt (KASCHUBA 2005, FÄRBER 2008). Urban Imagineering bezieht sich damit stets sowohl auf die historischen Images wie auf die imaginären Symboliken einer Metropole (APPADURAI 1998) Unser Seminar wird diesen Prozess thematisieren und analysieren. Dabei wird sowohl theoretisch, als auch empirisch (Feldforschung) gearbeitet. |
Literatur |
BISKUP, Thomas/SCHALENBERG Marc (Hg): Selling Berlin -Imagebildung und stadtmarketing von der preußischen Residenz bis zur Bundeshauptstadt, Stuttgart: Franz Steiner 2008 MAHNKEN Gerhard : Public Branding und Wissen: Zum Entstehungsprozess einer metropolitanen Raummarke am Fallbeispiel Berlin-Brandenburg. In: Ulf Matthiesen (Hg.): Zur Koevaluation von Raum und Wissen. Analysen und Plädoyers für eine wissensbasierte Stadtpolitik.. Wiesbaden 2009, S. 235–254. NORA, Pierre: Zwischen Geschichte und Gedächtnis, Berlin: Wagenbach, 1990. RECKWITZ, Andreas: Die Selbstkulturalisierung der Stadt Zur Transformation moderner Urbanität in der „creative city“ in: Mittelweg 2009, 36 jg.18. (2) S.2-43. |