Kommentar |
An der Schnittstelle zwischen „Politischer Theorie“ und „Internationalen Beziehungen“ entwickelt sich, ausgehend von angloamerikanischen Debatten, seit einigen Jahren das Forschungsfeld einer „Internationalen Politischen Theorie“. Wenn auch die Konturen dieses Forschungsfeldes bislang unscharf und umstritten sind, wird seine Bedeutung vor allem darin gesehen, Prozesse politischer, sozialer, ökonomischer und kultureller Entgrenzung, Integration und Differenzierung, wie sie mit dem Begriff der „Globalisierung“ assoziiert werden, zu durchdringen und in ihren Folgen abzuschätzen: Wenn nicht mehr (oder nicht mehr primär) territorial- bzw. nationalstaatlich verfasste Akteure das (nationale, regionale, globale) Geschehen bestimmen, so die Annahme, dann geraten die – klassischer Weise durch einen methodologischen Territorial- bzw. Nationalstaatszentrismus gekennzeichneten – Internationalen Beziehungen wie auch die – klassischer Weise gleichfalls auf einen territorial- bzw. nationalstaatlichen Rahmen begrenzten bzw. ausgerichteten – Politischen Theorien unter Anpassungsdruck. Die vordringliche Fragestellung einer „Internationalen Politischen Theorie“ wäre demnach: Wie kann die durch Prozesse der Entgrenzung, Integration und Differenzierung charakterisierte bzw. transformierte politische Welt des 21. Jahrhunderts politiktheoretisch erfasst werden? Welche klassischen Begriffe, Theoreme und Methoden der Politischen Theorie bzw. der Internationalen Beziehungen stehen hierfür bereit, und welche werden obsolet – bzw. bedürfen ihrerseits einer Transformation und sind einer solchen Transformation zugänglich? Mit anderen Worten: Welche konzeptionellen, theoretischen und methodischen Angebote versammelt, verspricht und unterbreitet eine „Internationale Politische Theorie“? Wir wollen im Seminar einige der jüngeren Vorstöße auf dieses neue Forschungsfeld sichten und sie mit ausgewählten Vorläufern und Alternativvorschlägen vergleichen, um so ein klareres Bild von dem Programm einer „Internationalen Politischen Theorie“ wie auch von deren Gegenstand zu gewinnen: von der „inter-“, „trans-“ bzw. „postnationalen“ Politik zu Beginn des 21. Jahrhunderts. |
Literatur |
Charles Beitz: Political theory and international relations. With a new afterword by the author, Princeton, NJ 1999 [1979]: Princeton University Press. Symposium Internationale Politische Theorie. Mit Beiträgen von Hauke Brunkhorst, Nicole Deitelhoff, Rainer Forst, Oliver Kessler, Peter Niesen und Antje Wiener, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 17. Jg., Heft 2 (Dezember 2010). |