Kommentar |
Ratings, Rankings und Evaluationen – überall wird zunehmend auf Bewertungsverfahren zurückgegriffen, um Komplexität zu reduzieren, Unsicherheit zu kompensieren und darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen. Solche Verfahren werden durchgeführt, um erbrachte Leistung zu messen, den Wert von Objekten zu bestimmen oder bestehende Praktiken zu testen. In der Wissenschaft kommt beispielsweise dem peer-review-Verfahren eine zentrale Rolle zu und in jüngerer Zeit erhalten Hochschulrankings eine zunehmende Bedeutung. In der Wirtschaft wird der Wert von Gütern und Unternehmen bis hin zu ganzen Ländern vermessen und an der Börse verhandelt. Darüber hinaus stellt sich hinsichtlich der Legitimation von Entscheidungen die grundlegende Frage, inwieweit Wertzuschreibungs- und Bewertungsprozesse auch implizit jenseits von expliziten Bewertungsverfahren die Grundlage alltäglichen Handelns sind. Denn auch hier werden kontinuierlich Entscheidungen vollzogen, die als „richtig“ und „angemessen“ bewertet werden. In dem Seminar wollen wir die in unterschiedlichen Feldern – wie vor allem der Wirtschafts- und Wissenschaftssoziologie – bestehenden theoretischen Ansatzpunkte von (Be)Wertung ausleuchten. Dazu wollen wir uns sowohl einige Klassiker als auch neue Studien und Theoretiker anschauen, um sowohl die Produktivität einer Analyse von Bewertungsverfahren und -situationen als auch die Reichweite und Tragfähigkeit einer über den jeweiligen empirischen Gegenstand hinausreichenden sozialtheoretischen Konzeption gesellschaftlicher Prozesse als Wertzuschreibung und Bewertung zu diskutieren. |