Die Stadt Berlin ist im 20. und 21. Jahrhundert immer wieder Sujet, „Protagonist“ und nicht zuletzt auch Produkt literarischer Fantasien, so dass sich mittlerweile in der Literaturkritik der Begriff „Berlin-Roman“ durchgesetzt hat, der einen eigenständigen Romantypus suggeriert. Vor allem in den zwanziger Jahren, in der Nachwendeliteratur der neunziger Jahre sowie in der zeitgenössischen Literatur ist Berlin ein zentraler literarischer Topos. Im Roman als präferierter Form wird das Verhältnis von Individuum und Stadt ausgelotet und mit neuen urbanen Wahrnehmungsformen experimentiert. Dieses Seminar untersucht den Berlin-Roman und seine spezifischen Fragestellungen: die Großstadt als Lebensumfeld, Identität und als Zentrum der Moderne, vor dem Hintergrund der großen historischen Umbrüche und politischen Katastrophen des 20. und 21. Jahrhunderts. Wir werden exemplarisch zwei Berlin-Romane analysieren: Erich Kästners Fabian und Sven Regeners Herr Lehmann sowie kürzere Passagen aus Romanen wie Alfred Döblins Berlin Alexanderplatz, Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen und Thomas Brussigs Am kürzeren Ende der Sonnenallee, in denen das literarische und literarisierte Berlin im Zentrum steht. |