Kommentar |
Straßen und Plätze bildeten im 20. Jahrhundert zentrale Bühnen, auf der politische Geschichte geschrieben wurde. Als Orte von Revolutionen, Protest und Machtinszenierungen, von Gerüchten, Debatten und Gewalt gaben sie sowohl staatlichen als auch zivilgesellschaftlichen Akteuren Raum, um öffentlichkeitswirksam Politik zu verhandeln und zu repräsentieren. Das Proseminar führt am Beispiel dieser politischen Indienstnahme des urbanen Raumes in die Kulturgeschichte der Politik des 20. Jahrhunderts ein und widmet sich dafür verschiedenen Schauplätzen von Straßenpolitik in Deutschland und Europa. Es fragt nach den Praktiken politischer Kommunikation, ihren konkreten Orten, Akteuren und Zuschauern in Demokratie und Diktatur. Nach einem Blick auf die Traditionen seit 1789 sollen Kontinuitäten und Brüche im Verlauf des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet werden, wobei speziell danach zu fragen sein wird, inwiefern sich historisch, national und kulturell spezifische Logiken von Straßenpolitik beobachten lassen. Die Bereitschaft zu einer Buchvorstellung respektive zu seminarbegleitender Quellenarbeit sind Teilnahmevoraussetzung und bilden die Basis für die benotete schriftliche Ausarbeitung. |
Literatur |
Leif Jerram, Streetlife. The Untold History of Europe's Twentieth Century, Oxford 2011; Matthias Reiss (Hg.), The Street as Stage. Protest Marches and Public Rallies since the Nineteenth Century, Oxford 2007; Bernd Warneken (Hg.), Massenmedium Straße. Zur Kulturgeschichte der Demonstration, Frankfurt 1991. |