Kommentar |
Die antiken literarischen Quellen über den Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) zeugen von einem abgrundtiefen Hass der römischen Aristokratie, der in ähnlicher Weise sonst nur Caligula, Nero und Commodus zuteil wurde. Dabei wollte dieser Kaiser weder sein Rennpferd zum Konsul ernennen, noch trat er als Sänger oder Gladiator in der Arena auf, d.h. er versuchte weder die Aristokratie zu kollektiv zu entehren, noch ging er daran, für die Repräsentation der kaiserlichen Stellung neue Formen jenseits römischer aristokratischer Traditionen zu finden. Das Seminar versucht, ausgehend von einer Analyse der Stellung der Kaiser in der politischen und sozialen Ordnung Roms im 1. Jh., die Besonderheiten der Herrschaft Domitians zu ermitteln. Dazu wird v.a. nach der neuen Art der kaiserlichen Repräsentation (Palastbau, Präsenz des Kaisers im Stadtbild), nach seinen Eingriffen in die traditionelle „republikanische“ Ordnung (Verstetigung der magistratischen Laufbahn, kaiserliche Zensur auf Lebenszeit) und nach der Kommunikation und Interaktion mit den Mitgliedern des Senatorenstandes („Freundschaft“ und Zeremoniell) zu fragen sein. Die Ergebnisse sollen anhand einer Analyse der Hintergründe seiner Ermordung und des Rückgriffs der folgenden „guten“ Kaiser auf seine Herrschaftskonzeption überprüft werden. |
Literatur |
Jones, Brian W., The Emperor Domitian, London 1992; Southern, Pat, Domitian. Tragic Tyrant, London, New York 1997; Leberl, Jens, Domitian und die Dichter. Poesie als Medium der Herrschaftsdarstellung, Göttingen 2004; Gering, Jens, Domitian, dominus et deus? Herrschafts- und Machtstrukturen im Römischen Reich zur Zeit des letzten Flaviers, Rahden 2012; Winterling, Aloys, Cäsarenwahnsinn im Alten Rom, in: Jahrbuch des Historischen Kollegs 2007, München 2008, 115-139; ders., Politics and Society in Imperial Rome, Malden u.a. 2009; Schnurbuch, Dirk, Rationalität und Irrationalität. die Flavier in der Sicht der biographischen Forschung, in: Aloys Winterling (Hg.), Zwischen Strukturgeschichte und Biographie. Probleme und Perspektiven einer neuen Römischen Kaisergeschichte. 31 v. Chr. - 192 n. Chr., München 2011, 277-294. |