Kommentar |
Nicht die Eröffnung eines weiteren DDR-Museums hat ein zweisemestriges Projekt-Seminar angeregt, vielmehr das sichtbare und engagierte Interesse von Studierenden, die am Seminar zum Thema „Die DDR. Alltagskultur in einem untergegangenen Staat zwischen Realität und Erinnerung (1949 bis 1989)“ im WS 2013/14 teilnehmen. Zudem hat sich mit dem Kennenlernen musealer wie archivalischer Präsentationen gezeigt, dass es ein reiches Quellen- und somit Forschungsfeld gibt, das sowohl die gedruckten, medialen wie dinglichen und Bild-Quellen betrifft. Ein herausragend reicher und komplexer Fundus zum DDR-Alltag befindet sich im „Haus der Geschichte“ in der Lutherstadt Wittenberg wie im „DDR-Museum“ am Berliner Spreeufer. Die Konzeption des PS sieht vor, mit beiden Einrichtungen zu kooperieren. Dabei orientiert das SP auf einen Bereich des Alltags, namentlich auf die Grundbedürfnisse, insbesondere auf das Sich-Kleiden in der DDR mit geschlechtsspezifischer Perspektive, das sich zwischen den Kreationen des Deutschen Modeinstituts der DDR, Übernahme internationaler Modetrends, Selbstfertigung von Kleidung und der massenhaften Uniformproduktion für Militär und Polizei abbildete. Ebenso werden auch Arbeitskleidung, Trachtennachbildungen oder Neuschöpfungen zur Unterstützung des Tourismus einbezogen. Die Untersuchungen der textilen Dingwelt werden auf einem interdisziplinären Ansatz basieren, der die ökonomischen Zwänge und Strategien der DDR-Mangelwirtschaft darstellen möchte wie die Kompensation des Mangels durch Eigenproduktion bis zu entsprechenden Paketsendungen aus dem „Westen“. Sie zielen auf einen interdisziplinären Dialog mit Gesammeltem, auf Sammlungsintentionen, auf die Methodik des Erschließens und künstlerische Umsetzung des Präsentierens. Das SP bietet die Möglichkeit, die oben genannten musealen Kooperationspartner als Sacharchiv, als Sammel- und Zeigeort der materiellen, der dreidimensionalen Kultur kennen zu lernen sowie die erbrachten Forschungsergebnisse als Sonder-Ausstellung mit Begleitband ebendort zu präsentieren. |
Literatur |
Helge Gerndt, Kleidung als Indikator kultureller Prozesse. Eine Problemskizze. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 70 (1974), S. 81–92 Gottfried Korff (Hrsg.): Martina Eberspächer, Museumsdinge: deponieren – exponieren, Weimar/Wien 2002 Gabriele Mentges et al. (Hrsg.), Kulturanthropologie des Textilen. Berlin 2005 Gabriele Mentges/Dagmar Neuland-Kitzerow/Birgit Richard (Hrsg.), Uniformierungen in Bewegung. Vestimentäre Praktiken zwischen Vereinheitlichung, Kostümierung und Maskerade Münster, New York, München, Berlin 2007 |