Kommentar |
Seit der Staatsgründung 1948 versichert sich Israel auf verschiedenen Ebenen seiner selbst, durch national-religiöse Mythen und Symbole, die Pflege von Kulturgütern, durch Gedenkorte, Museumsausstellungen und die Gestaltung besonderer Topographien, wie der Felsenfestung Masada, des Sees Kinnereth/Genezareth oder der seit 2003 errichteten Sperranlagen, der Mauer, hin zum Westjordanland. Auch palästinensische Bevölkerungsgruppen versuchen, ihre Tradition, Identität und politischen Visionen zu präsentieren und sich als Kollektiv zu stabilisieren. Einige Filmemacher, wie z. B. Udi Aloni, Macabit Abramson, Avner Faingulernt, Elia Suleiman und Ula Tabari und das jüdisch-arabische Künstlerkollektiv Acco Theatre Center spiegeln die Verflechtungen beider Positionen aus einer Doppelperspektive.Wie lässt sich das Verhältnis von Simultanität und Konfliktträchtigkeit von palästinensischer und israelischer Kultur, Gesellschaft und Politik beschreiben? Welche Rolle spielt Masada beispielsweise für die Initiation von israelischen Schulkindern in die nationale Gemeinschaft? Wie spiegeln Aufbau und BesucherInnenführung in der Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem die israelische Umgangsweise mit Erinnerungsnarrativen und Remythisierung? Welche Rolle spielt der Zugang bzw. Umgang mit der in den dortigen Gebieten immer knapper werdenden natürlichen Ressource Wasser für die Selbstdefinition und das Überleben beider demographisch-politischer Kollektive? Wie werden die Nakba, die Vertreibung der arabischen Bevölkerung und Inbesitznahme vormals palästinensischer Ortschaften im Zuge der Staatsgründung Israels und des Unabhängigkeitskriegs, sowie bis heute erfahrbare Folgen in Texten und kulturellen Artefakten bearbeitet? Wie wird darin die lange Trauma- und Gewaltgeschichte beider Kollektive verarbeitet? |