Kommentar |
Das „Trauma“ lässt ein bewusstes Erinnern und eine adäquate Repräsentation des Geschehenen zunächst scheitern. Um diese Leerstelle herum bilden sich jedoch vielfältige Bildlichkeiten wie Flashbacks, Alpträume und Geistererscheinungen. Die besondere zeitliche Struktur, die durch Traumatisierung einsetzt (Latenz, Nachträglichkeit, Wiederholen), weist Parallelen zu derjenigen des Mediums Films auf. Film kommuniziert Traumawissen, indem er durch Rückblenden, Split Screen, Zeitlupe oder Zeitraffer (nicht-)chronologische Zeitwahrnehmung in Szene setzt. Entlang einschlägiger Texte aus der Traumatheoriegeschichte wird gefragt: Wie werden psychologische und psychoanalytische Konzepte wie „Gedächtnisverlust“, „Deckerinnerung“, „Intrusion“, „Krypta“, „passing-on“, „Reenactment“, „Täter-Opfer-Inversion“, „traumatic growth“, „Trigger“ in filmische Sprache übersetzt? Wie wurde Trauma- und Gewaltgeschichte seit Entstehung des Films filmisch inszeniert? Welchen Einfluss nahm dies auf die Erinnerungspolitik und nationale Identitätsbildung? Gegenstand des Forschungsseminars sind Spielfilme aus verschiedenen Jahrzehnten des 20. und 21. Jahrhunderts, die historische Traumata in Verbindung mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, sowjetischen Gulag-Arbeitslagern, dem Israel-Palästina-Konflikt, Vietnamkrieg, den Irakkriegen und 9/11 inszenieren. |