Kommentar |
„Ich glaube aus tiefster Überzeugung“, so der spanische Intellektuelle Juan Donoso Cortés am 30. Januar 1850, „dass wir in ein Zeitalter der Angst eintreten“. Sechs Jahre zuvor hatte Sören Kierkegaard eine zentrale Studie zur Angst vorgelegt, in welcher er eine enge Beziehung zwischen „Freiheit“ und „Angst“ postulierte. Offenkundig erwies sich der Optimismus, mit welchem die Aufklärer auf die Überwindung einer vormodernen Angst hingearbeitet hatten, als voreilig. Ganz im Gegenteil gilt die Angst inzwischen als das „vorherrschende Gefühl in der Gegenwart“ (Peter N. Stearns). In diesem Forschungsseminar soll es erstens darum gehen, die Geschichte der Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Angst“ seit dem 19. Jahrhundert zu rekonstruieren und die verschiedenen Begriffsfüllungen herauszuarbeiten. Zweitens werden einzelne historiographische Beispiele diskutiert, die jeweils Versuche repräsentieren, die „Angst“ in verschiedenen Kontexten und mit ihren spezifischen Bedeutungen und Funktionen ihrer jeweiligen Zeit zu analysieren. In einem dritten Teil wird das Forschungsseminar den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Freiraum geben für die Auswahl und Bearbeitung geeigneten Quellenmaterials, welches die Basis einer kleineren eigenständigen Forschungsleistung im Umfeld der Emotionsgeschichte darstellen soll. Im vierten und letzten Teil werden die (vorläufigen) Ergebnisse dieser Forschungseinheit vorgestellt und diskutiert. |