Kommentar |
Der Traum nahm in der griechischen Gesellschaft, Kultur und Religion eine wichtige Stellung ein. Er galt als ein ambivalentes Phänomen, das heilsam und nützlich, aber auch furchterregend und gefährlich sein konnte und dessen Bedeutung nicht immer eindeutig war. Der Glaube an die göttliche Herkunft von Träumen war weit verbreitet und im Kult von Asklepios wurde der Traum sogar als Weg zur Heilung angesehen. Philosophen reflektierten über das Wesen und die Entstehungsweise von Träumen als Produkt der Psyche. Ärzte benutzten den Traum als diagnostisches Indiz zur Bestimmung des Körperzustands von Patienten. Im Epos, in der Geschichtsschreibung und in der Tragödie wurde der Traum als Motiv zur Veranschaulichung der inneren Motivation der handelnden Personen literarisch gestaltet. In dieser Vorlesung werden wir uns sowohl literarische Darstellungen von Träumen als auch die theoretische Erklärung und die praktische Deutung von Träumen in einer Reihe von griechischen und lateinischen Texten ansehen. Literatur: B. NÄF, Traum und Traumdeutung im Altertum, Darmstadt 2004.; W.V. HARRIS, Dreams and Experience in Classical Antiquity, Cambridge, Mass./London 2009; Ch. WALDE, Die Traumdarstellungen in der griechisch-römischen Dichtung, München 2001. |