Kommentar |
Nach unserer Auffassung gehören zum griechischen Roman einige erzählende Liebes- und Abenteuergeschichten und insbesondere fünf in voller Länge erhaltene Werke der Kaiserzeit von Chariton, Xenophon von Ephesos, Longos, Heliodor und Achilleus Tatios. Im Mittelpunkt dieses Kurses steht der in acht Büchern eingeteilte Roman von Achilleus Tatios Leukippe und Kleitophon. In diesem Roman werden die Liebenden während der Reise nach Tyrus auseinandergerissen. Da gibt es Intrigen, Räuber, den Scheintod der Hauptheldin, ihren Verkauf als Sklavin, dann neue Verwicklungen, und erst am Schluss kommt es zur Wiedervereinigung des Paares. Aber während Kriege, Irrfahrten, Heimkehr und Wiedervereinigung des Paares für alle griechischen Romane Grundmotive darstellen, enthält Achilleus Tatios’ Leukippe und Kleitophon darüber hinaus verschiedene Besonderheiten wie z.B. Ich-Erzählung, umgedrehte Handlungsschemata, psychologischen Realismus und zahlreiche wissenschaftliche und doxographische Ekphraseis. Ziel des Kurses ist es, ausgewählte Passagen des (in der Koine verfassten) Romans zu übersetzen. Insbesondere werden die oben genannten Ekphraseis berücksichtigt, um sie mit ihren literarischen Quellen vergleichen zu können. Einführung: N. HOLZBERG, Der antike Roman (Artemis Einführungen 25), München-Zürich 2001 Literatur: E. ROHDE, Der griechische Roman und seine Vorläufer, Leipzig 1876 (Nachdruck 3. Auflage, Leipzig 1914); C. W. MÜLLER, Der griechische Roman, in: E. VOGT (Hrsg.), Griechische Literatur (Neues Handbuch d. Literaturwiss. 2), Wiesbaden 1981, Ss. 377-412; B. KYTZLER, Im Reiche des Eros. Sämtliche Liebes- und Abenteuerromane der Antike, 2 Bde., München 1983 (dt. Übersetzung) Kritische Ausgaben: E. VILBORG, Achilles Tatius. Leucippe and Clitophon (Studia Graeca et Latina Gothoburgensia 1), Göteborg 1955 (Mit Kommentar); J.-P. GARNAUD, Le roman de Leucippé et Clitophon d'Achille Tatius d'Alexandrie (C.U.F. série grecque), Paris 1991 (Nachdruck 4. Auflage, Paris 2010) |