Kommentar |
Eine immer weiter steigende Arbeitsproduktivität wurde in der Moderne bislang als wichtiger Indikator für fortschreitende wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung gesehen. Verbunden war dies für breite Schichten der Bevölkerung mit der Überzeugung, dass sich auf Basis steigender Einkommen auch immer weiter steigender Konsum realisieren lässt. Heute zeichnet sich ab, dass dieser Mechanismus für die Zukunft in dieser Form kaum mehr Gültigkeit haben wird. Ökologen, Ökonomen und Wirtschaftssoziologen gehen davon aus, dass die Dynamik wirtschaftlicher Entwicklung nicht mehr rein an der Arbeitsproduktivität, sondern am Tempo der Steigerung der Ressourceneffizienz gemessen werden muss. (N. Daily, R. Land) Was aber geschieht, wenn durch hohe Arbeitslosigkeit und sinkende Einkommen bisherige Muster sozialer Teilhabe komplett in Frage gestellt werden? Nachhaltige Technologien gelten als Grundlage für neue, ressourceneffiziente Formen des Wirtschaftens. Sie gewinnen in Bereichen wie Energieerzeugung (Wind, Sonne, Biomasse), ökologische Landwirtschaft oder bei so genannten Ökosystemdienstleitungen zunehmend an Bedeutung. Der nachhaltige Umbau der Gesellschaft ist heute in aller Munde. Oft ist damit jedoch nicht viel mehr als die technische Lösbarkeit gemeint. Wir aber steht es genau mit der Anschlussfähigkeit der Ressourcen schonenden Verfahren an die sozialen Lebenspraxen in den einzelnen europäischen Ländern? Im Studienprojekt soll an einzelnen Fallbeispielen untersucht werden, welche aktuellen Muster veränderter sozialer Teilhabe und sozio-kultureller Einbindungen inzwischen entstanden sind. Berücksichtigt werden ausgehend von nachhaltigen Wirtschaftsinitiativen in Brandenburg neue unternehmerische wie bürgerschaftliche Organisationsformen in Wirtschaft und Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen folgende Problemstellungen: 1. In welchen sozialen Aushandlungsprozessen entwickeln sich nachhaltige Ökonomien und wie lassen sie sich beschreiben? 2. Welche sozialen und Berufsgruppen bzw. welche Disziplinen bringen ihr Wissen in diesen Prozess mit ein? 3. Welche Bedingungen führen zu verstärkten Interaktionen bzw. zur Vernetzung oder auch zur Konkurrenz der Beteiligten und was bedeutet dies für wirtschaftliche und soziale Netzwerkstrukturen in ländlichen und städtischen Räumen? |