Kommentar |
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit "Strategien" wird sich in dem Seminar die Frage stellen, was geschieht, wenn Kunst und Bildung zunehmend zusammen treffen. So haben sich in den letzten Jahren nicht nur viele KunstvermittlerInnen als KünstlerInnen verstanden, auch künstlerische Praxen formulieren sich heute oft als Prozesse der Intervention, der Forschung, der "education" und der Wissensproduktion. In der Fokussierung auf konkrete Strategien treten Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Überschneidungen und Widersprüche zwischen künstlerischen und edukativen Ansätzen und Perspektiven zu Tage: Was ist nun genau jeweils mit Strategie gemeint? Welche Prozesse und Methoden kommen dabei jeweils ins Spiel? Was können Kunst und Bildung von einander lernen? Und wo sind die toten Winkel und Widersprüche zwischen den jeweiligen Feldern? Darüber hinaus eröffnet sich mit dem Begriff der Strategie auch eine politische Dimension: Denn aktivistische Strategien in Kunst und Bildung der Moderne haben gemeinsam, dass sie sich – als Teil ihrer Freiheit – gegen die bestehenden Verhältnisse entscheiden und in den Dienst einer Sache stellen konnten. "Im Hinblick auf eine Veränderung der Gesellschaft" ergibt sich also eine weitere Schnittstelle von Kunst und Bildung. Wie kann eine zeitgenössische ästhetische Bildung gedacht werden, der es um eine Sache geht, für die es sich zu entscheiden gilt, ohne bereits vorwegnehmen zu können, was diese genau ist?
Der erste Teil des Seminars ist einer Beschäftigung mit theoretischen Fragen nach Handlungsräumen anhand von Schlüsseltexten gewidmet. Darüber hinaus soll eine Auseinandersetzung mit künstlerischen Arbeiten, zeitgenössischen Bildungsansätzen und aktivistischen Strategien einen Eindruck über die zahlreichen Schnittstellen zwischen Vermittlung, Kunst, Wissensproduktion und Aktivismus geben – gerade dort wo es um Fragen nach gesellschaftlichem Handeln geht. Das Seminar findet in einem Kunstraum statt (bzw. findet in der NGBK statt, die selbt eine interessante Geschichte der Entwicklung amanzipativer Vermittlungspraxen hat). Anhand von Textlektüren und Auseinandersetzungen mit den Ausstellungen im Kunstraum (konkret würde es sich in der NGBK um den Zwischenraum zwischen den zwei Teilen der Ausstellung LOVE AIDS RIOT SEX. Kunst Aids Aktivismus handeln) werden eigene Strategien und Konzepte entwickelt.
|
Literatur |
- Maria do Mar Castro Varela und Nikita Dhawan, Breaking the Rules, Bildung und Postkolonialismus, in: Carmen Mörsch et al., Kunstvermittlung. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts, Zürich – Berlin 2009, S. 339-353.
- Jacques Derrida, Eine gewisse unmögliche Möglichkeit, vom Ereignis zu sprechen. Berlin, 2003.
- Tom Holert, Art in the Knowledge-based Polis, e-flux journal nr. 3, 02/09, http://www.e-flux.com/journal/art-in-the-knowledge-based-polis/
- Chantal Mouffe, Artistic Activism and Agonistic Spaces, http://www.artandresearch.org.uk/v1n2/mouffe.html
Weiterführende Literatur: - Carmen Mörsch et al., Kunstvermittlung. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts, Zürich – Berlin 2009.
- NGBK e.V. (Hg.), KunstCoop. Kunstvermittlung als Dekonstruktion. Berlin 2003.
- Rahel Puffert, Die Kunst und ihre Folgen. Zur Genealogie der Kunstvermittlung, Bielefeld 2013.
- Nora Sternfeld, Das pädagogische Unverhältnis. Lehren und Lernen bei Rancière, Gramsci und Foucault, Wien 2008.
- Eva Sturm, Von Kunst aus, Kunstvermittlung mit Gilles Deleuze, Wien 2011.
|