Kommentar |
In diesem Seminar wird die seit zwei Jahrzehnten andauernde wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit dem Konzept des ‚Risikos‘ beleuchtet und ihre inhaltliche Genese nachgezeichnet. Ohne Zweifel ist dieses Konzept in den wissenschaftlichen Diskurs der Internationalen Beziehungen ‚eingewandert‘, wesentliche Grundlagen stammen aus der Soziologie, der (Kultur-)Anthropologie, kritischen Geographie etc. Im Seminar wollen wir diese Genese nachzeichnen, Auszüge aus den originären Konzepten vornehmen bzw. einflussreiche Texte lesen und sie auf ihre ontologischen und epistemologischen Qualitäten abklopfen. Schließlich stellt sich die Frage, wie diese konzeptionellen und theoretischen Ansätze sich zu den IB verhalten, wie sie anknüpfbar sind und wo analytisches Potenzial festzustellen ist. Ein wesentlicher Kristallisationspunkt ist der (unauflösbare?) ontologische Widerspruch, der sich zwischen dem ‚kritischen Realismus‘ (nicht zu verwechseln mit IR-Realismus!) von Ulrich Beck und Anthony Giddens einerseits und kulturanthropologischen und soziologischen Überlegungen etwa von Mary Douglas bzw. Michel Foucault andererseits zeigt. Die wesentliche Frage dabei ist, ob Risiken ‚wirklich‘ existieren oder ob sie kulturell-intersubjektiv-sozialen Praktiken entspringen, also konstruiert sind.Auf der Basis ausführlicher Lektüre wird in diesem Seminar nachgezeichnet, wie die Politik des Risikos mit wissenschaftlicher Arbeit interagiert, wissenschaftlich analysiert und eingeordnet werden kann, wie also Wissenschaft auf konkrete Politik reagiert und welche beobachtbaren Effekte von Risikopolitik relevant sind. |