Kommentar |
Gesellschaften ohne soziale Ungleichheit gibt es nicht; sie unterscheidet sich aber in Ausprägung und Eigenart sehr stark. Die Untersuchung sozialer Ungleichheit ist deshalb ein wichtiges Instrument besonders der Sozialgeschichte, um dem Charakter und der Entwicklung von Gesellschaften auf die Spur zu kommen. Was man aber unter sozialer Ungleichheit verstehen kann und welche Bedeutung sie für die Entwicklung von Gesellschaften hat, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Während die einen sagen, sie solle möglichst eingegrenzt, wenn nicht gar aus der Welt geschafft werden, halten die anderen sie für nützlich, weil ihrer Ansicht nach Gesellschaften ohne soziale Ungleichheit an Dynamik und Entwicklungsfähigkeit verlieren. In den letzten Jahren hat das Thema nicht nur in der öffentlichen Debatte und in der Soziologie, sondern auch in der Geschichtswissenschaft wieder mehr Interesse erweckt. Die Übung möchte in einer Kombination von Theorie- und Quellenlektüre diesen Begriff der sozialen Ungleichheit historisieren und die theoretische Spannbreite ermessen. Empfohlene Literatur: Heike Solga u.a. (Hg.), Soziale Ungleichheit. Klassische Texte zur Sozialstrukturanalyse, Frankfurt 2009 Hartmut Kaelble, Industrialisierung und soziale Ungleichheit. Europa im 19. Jahrhundert. Eine bilanz, Göttingen 1983 Hans-Ulrich Wehler, Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland, München 2013 |