Inhalt: Die »Visuelle Anthropologie« als eine – bis heute nur wenig etablierte – Teildisziplin der Ethnologie gründet sich auf praktische ethnologische Filmarbeit und das Nachdenken über die Rolle von Bildern in den Sozialwissenschaften. Das Spektrum der Werke, die in den Kanon des ethnographischen Films eingeordnet werden, ist weit: zwischen dem sogenannten „wissenschaftlichen Film“ und jüngeren „ethnofiktionalen“ Ansätzen findet sich eine Vielzahl von Formen und Methoden, die nicht nur unterschiedliche Blickwinkel der jeweiligen Filmemacher, sondern auch verschiedene Antworten auf methodologische Fragestellungen widerspiegeln, von denen einige im Rahmen des Seminars behandelt werden sollen: „Was ist überhaupt ein ethnographischer Film?“, „Inwieweit bildet der Dokumentarfilm die Wirklichkeit ab?“, „Gibt es Regeln für das Filmemachen in der Wissenschaft?“, „Welches Verhältnis besteht in der Ethnologie zwischen Text und Bild?“, „Ist der ethnographische Film ein Instrument der Forschung oder der Darstellung?“, „Wie funktioniert das Zusammenspiel von Ethnologe, Kameramann und Cutter, und was bedeutet dies für die Konstruktion von Bedeutung im ethnographischen Film?“ etc. Das Seminar will keine abschließenden Antworten auf solche Fragestellungen geben, sondern diese im Zusammenspiel von theoretischer Reflexion und Filmpraxis, anhand von Texten und von im Laufe des Seminars selbst produzierten Filmen, herausarbeiten und problematisieren. Die praktische Filmarbeit findet in Dreiergruppen statt; der Schwerpunkt liegt nicht auf der Produktion künstlerischer „Meisterwerke“, sondern in der experimentellen Erfahrung der filmischen Aufarbeitung eines dokumentarisch-ethnographischen Themas. Für Kameraarbeit und Schnitt stehen den Teilnehmern eine digitale Videokamera und Schnittplätze der HU zu Verfügung (Teilnehmer, die keine Erfahrung mit Final Cut Pro haben wird empfohlen, rechtzeitig an einem der Workshops des Computer- und Medienservice teilzunehmen: http://www.cms.hu-berlin.de/dl/multimedia/bereiche/video/service/lehre_html). Voraussetzungen: Begrenzte Teilnehmerzahl (min. 8, max. 12). Interessierte Studierende sollten bereits die Einführungsmodule 1 und 2 absolviert haben und reichen bitte bis zum 31. 6. 2013 per E-Mail (pantonz@yahoo.de) eine kurze Projektbeschreibung ein. Darin soll auf einer Seite eine (im weitesten Sinne des Wortes) ethnographische Filmidee skizziert werden, die den folgenden Anforderungen genügt: - Filmdauer maximal 20 Minuten - Rohmaterial maximal eine Kassette (60 Minuten) - 2 Drehtage Die Projektbeschreibung soll auf ca. 1-2 Seiten folgende Elemente berücksichtigen: - Synopsis - Was soll mit dem Film gezeigt werden, worauf will er hinaus? - Wie soll die Idee realisiert werden (Methodik und Zeitplan) Aus allen Projekten werden beim ersten Treffen vier Filmideen ausgewählt, die innerhalb des Seminars in Gruppenarbeit verwirklicht werden sollen. Der Vorschlag eines eigenen Projektes ist Teilnahmevoraussetzung. |