Kommentar |
Paul Willis' „The Ethnographic Imagination“ Zur Selbstreflexion ethnologischer Forschung in den Cultural Studies Das Seminar setzt sich gründlich mit dem Text von Paul Willis auseinander, der die spezifische Rolle der Imaginationskraft für den ethnologischen Forschungsprozess ebenso wie innerhalb der Lebenspraktiken selbst untersucht. Beide Praktiken können nur miteinander verschränkt gedacht werden, was eine Reihe von Schwierigkeiten aufwirft: das Imaginäre innerhalb der symbolischen Alltagspraxis zu erschließen, erfordert eine genuin ästhetische Sensibilität, die Beschreibung der symbolischen Praktiken aber setzen wiederum eine imaginative Tätigkeit voraus. Willis' Ansatz bei den ästhetischen Formen, die Menschen im Alltag benutzen, führt ihn zu der durchaus riskanten Frage, ob und wie wir die „raw materials of everyday lived cultures“ verstehen können „as if they were living art forms“. Auf die soziale Praxen im Umgang mit symbolischen Formen vermag er so einen Blick zu werfen, der die ästhetische Alltagskreativität als ein Potenzial von Handlungsfähigkeit und Metamorphose begreift. Seine Überlegungen entfaltet Willis auch in der kritischen Lektüre eigener früherer Untersuchungen, etwa zu Hippies und Bikers (Profane Culture) oder über Learning To Labor. Das Seminar wird diese Texte einbeziehen, um einen Prozess der ethnologischen Selbstreflexion in den Cultural Studies herauszuarbeiten. Dabei wird auch das analytische Konzept der „whole ways of life“ von Raymond Williams, dem Willis in seinen frühen Studien nahestand, gründlich überprüft. „I mean to emphasize the ethnographic as conditioning, grounding and setting the range of imaginative meanings within social thought.“ An Themen wie der Krise der Maskulinität, den postmodernen Ressourcen sozialer Stabilität oder neueren Formen des Warenfetischismus diskutiert er diese Fragen exemplarisch. |
Literatur |
Paul Willis, The Ethnographic Imagination, Cambridge 2000 (Blackwell); Paul Willis, Common culture, commodity fetishism and the cultural contradictions of sport, in: International Journal of Cultural Studies, vol. 9, no.1, p. 83-104. |