Kommentar |
Anfang des Jahres 1923 kostete eine Straßenbahnfahrkarte in Berlin 50 Mark. Im Juli desselben Jahres war der Preis bereits auf 1000 Mark angestiegen und erreichte im Oktober die Rekordhöhe von 150 Milliarden Mark. Die Hyperinflation von 1923 gilt noch heute als einschneidendes Ereignis, das Eingang in das kollektive Gedächtnis der Deutschen fand und immer wieder die deutsche Wirtschafts- und Währungspolitik beeinflusst hat.
Das Seminar behandelt die verschiedenen Faktoren, die zur Hyperinflation 1923 geführt haben. Dabei sollen vor allem die wirtschaftlichen Konsequenzen untersucht werden, die sich aus dem Krieg für die junge Demokratie ergaben. Neben der Kriegsfinanzierung, politischer Unsicherheit und der Umstellung auf Friedenswirtschaft, stehen besonders die Reparationen und die damit einhergehende Ruhrkrise im Mittelpunkt. Auf der Akteursebene sollen nicht nur politische Amtsträger, sondern auch Institutionen wie die Reichsbank oder privatwirtschaftliche Akteure wie die Schwerindustrie in den Blick genommen werden. Darüber hinaus wird die Perspektive um sozialgeschichtliche Aspekte erweitert, indem beispielsweise Löhne, Preise oder der Umgang einzelner Haushalte mit der Inflation untersucht werden. Schließlich sollen langfristige Folge der Hyperinflation herausgearbeitet werden. Dabei liegt ein besonderes Augenmerkt auf der Weltwirtschaftskrise von 1929 und der Borchardt-Debatte.
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Literatur |
Balderston, Theo, Economics and Politics in the Weimar Republic, Cambridge 2002. Feldman, Gerald D., The Great Disorder. Politics, Economics, and Society in the German Inflation 1914-1924, New York/Oxford 1997. Fischer, Conan, The Ruhr Crisis 1923-1924, New York 2003. Holtfrerich, Carl-Ludwig, Die deutsche Inflation 1912-1923: Ursachen und Folgen in internationaler Perspektive, Berlin 1980. Schwabe, Klaus, (Hg.), Die Ruhrkrise 1923, Paderborn 1985. Wirsching, Andreas, Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft, 2., um einen Nachtr. erw. Aufl., München 2008.
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