Kommentar |
Was geschieht, wenn sich die Sozialwissenschaften mit ihren eigenen Mitteln selbst beforschen? In den meisten wissenschaftlichen Disziplinen finden in mehr oder weniger regelmässigen Abständen Debatten darüber statt, was die eigene Disziplin denn nun ausmacht und ich welche Richtung sie sich entwickeln sollte. In den Sozialwissenschaften und insbesondere in der Soziologie wird in solchen Fällen meist eine Krise oder sogar eine Dauerkrise des Fachs beschworen. Damit solche Debatten nicht in jeder neuen Runde die gleichen alten Argumente aufwärmen, bräuchte es eine sozialwissenschaftlich informierte Forschung über die Sozialwissenschaften. Eine solche gibt es jedoch nur in höchst rudimentärer Form. Während sich die Wissenschaftsforschung und die Wissenschaftssoziologie seit fast 100 Jahren um die Beforschung der Naturwissenschaften intensiv gekümmert haben, wurden die Sozialwissenschaften weitgehend ignoriert. Ausgehend von dieser Beobachtung wollen wir in diesem Seminar die spärliche Literatur sichten und diskutieren, die als Wissenschaftsforschung der Sozialwissenschaften gelten kann. Dabei entdecken wir hoffentlich nicht nur blinde Flecke der Wissenschaftsforschung sondern erhalten auch einen untypischen Einblick in die Geschichte der Sozialwissenschaften. |