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Kommentar |
Weil trotz besseren Wissens vielen unvorstellbar schien, dass im deutsch besetzten Europa tatsächlich Millionen von Zivilisten innerhalb kürzester Zeit systematisch ermordet worden waren, beauftragten alle Alliierten ihre Armee-Kameramänner, in den soeben befreiten Vernichtungs- und Konzentrationslagern die Spuren der Massenverbrechen so anschaulich und beweiskräftig wie möglich filmisch zu dokumentieren. Ausgehend von diesen historischen Aufnahmen und ihrer Wirkung auf uns werden wir in dieser Übung erkunden, welchen Beitrag Spielfilme – erfundene Bilder also – zum Verständnis des Holocaust leisten können. Sie werden in dieser Veranstaltung eine Einführung in die Filmanalyse bekommen und das methodische Instrumentarium an einer Vielzahl von Filmen erproben. Auf der Grundlage solcher Filminterpretationen werden wir Grundsatzfragen wie diese diskutieren: Was hat es mit der Forderung nach Authentizität in der filmischen Darstellung auf sich? Wie erzielen Filme Realismuseffekte? Wo liegen die Grenzen dessen, was darstellbar und vorstellbar ist? Welche Alternativen zu möglichst realistischem Reenactment gibt es? Und was können Satiren oder Tragikomödien vermitteln, die gar nicht realistisch sein wollen? Neben einigen Klassikern werden wir auch eine Reihe von weniger bekannten Filmen analysieren. Sie sollten die Bereitschaft mitbringen, allerlei Zeit für das Anschauen der Filme sowie begleitende Lektüre aufzuwenden. Vorkenntnisse in der Filmanalyse sind nicht erforderlich, historisches Vorwissen über den Holocaust ist dagegen unbedingt wünschenswert. Sollten Sie da Nachholbedarf verspüren, konsultieren Sie möglichst schon vor Semesterbeginn eins der einschlägigen Handbücher etwa von Wolfgang Benz, Dieter Pohl oder Michael Marrus. |
Literatur |
Sonja M. Schultz, Der Nationalsozialismus im Film. Von Triumph des Willens zu Inglorious Basterds, Berlin 2012 |