Die Fragen an die Weimarer Republik haben sich verändert. Nicht mehr so sehr das Problem des Scheiterns und dessen Gründe stehen im Mittelpunkt; die normative Frage nach dem Versagen der Demokratie spielt eine untergeordnete Rolle. Stattdessen rückt mit der theoretischen Diskussion um eine Kulturgeschichte der Politik die Frage nach den politischen Mentalitäten und nach den zeitgebundenen, uns heute vielleicht fremden Handlungsformen im Mittelpunkt. Weimar wird heute sehr viel stärker als Zeit eines schwierigen Lernprozesses der politischen, sozialen und kulturellen Moderne gesehen denn als gescheiterte politische Gesellschaft. Den Hintergrund dafür bildet nicht nur ein stärkerer europäisch vergleichender Blick, sondern auch ein veränderter, sehr viel weiterer Begriff von Politik. Diese Diskussion soll in dem Seminar methodisch (mit Bezug auf die Kulturgeschichte der Politik) wie auch inhaltlich aufgenommen werden. Im Mittelpunkt soll dabei die Methodenarbeit stehen: Quellenanalysen, vergleichende Überlegungen, Fragen der politischen Sprache u.ä. Empfohlene Literatur zur Vorbereitung: Thomas Mergel, Kulturgeschichte der Politik, in: docupedia.de (Version 2.0 ab Oktober) Thomas Mergel, Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik. Politische Kommunikation, symbolische Politik und Öffentlichkeit im Reichstag, Düsseldorf 2002, 20052, 20123 (im Erscheinen). Wolfgang Hardtwig (Hg.), Politische Kulturgeschichte der Zwischenkriegszeit 1918-1939, Göttingen 2005. Wolfgang Hardtwig (Hg.), Ordnungen in der Krise, Zur politischen Kultur Deutschlands 1900-1933, München 2007. Moritz Föllmer/Rüdiger Graf (Hg.), Die ‚Krise‘ der Weimarer Republik. Zur Kritik eines Deutungsmusters, Frankfurt 2005. |