Kommentar |
Der „Mauerbau“ am 13. August 1961 ist in der historischen Aufarbeitung weit mehr als nur die Maßnahme, die Berlin in zwei Teile teilte und der Fluchtbewegung aus der DDR einen Riegel vorschob. Metaphorisch aufgeladen lässt er sich in die unterschiedlichsten Narrative und Sinnzusammenhänge einbauen: als pars pro toto für das Grenzregime der DDR, als Symbol des Diktaturcharakters und Ausdruck des grundlegenden Legitimationsproblems der DDR, als Krisenphänomen, als Zementierung der Teilung, aber auch als überbewerteter Bestandteil der Zweiten Berlinkrise, als Stabilisationsmoment, als Zäsur für den Beginn einer neuen Ostpolitik oder sogar als notwendige Voraussetzung für die Weiterführung einer „sozialistischen Alternative“. In dem Bachelor-Seminar werden wir exemplarisch die Thematisierung und Narrativierung des Mauerbaus in geschichts- und politikwissenschaftlichen Texten untersuchen, vor allem in Texten, die vor dem Mauerfall 1989 geschrieben wurden – und zwar sowohl auf der Seite der Bundesrepublik als auch auf der Seite der DDR. Dabei werden wir die Konflikte zwischen geschichtspolitischen Forderungen und wissenschaftlichem Anspruch ebenso in den Blick nehmen wie Kontinuitäten und Abbrüche von Forschungsfragen, und uns allgemein mit der Zeit- und Kontextabhängigkeit von Geschichtswissenschaft und den Schwierigkeiten und besonderen Erfordernissen zeithistorischen Forschens beschäftigen. |
Literatur |
Edgar Wolfrum: Die Mauer. Geschichte einer Teilung, C.H. Beck Verlag, München 2009. Gabriele Metzler: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Schöningh UTB, Paderborn 2004. |