Kommentar |
Wenige Annahmen sind in unserem moralischen Denken ähnlich tief verankert wie die, dass die Würde des Menschen ein unter allen Umständen zu achtender Wert ist und dass es nie moralisch erlaubt ist, Personen zu instrumentalisieren. Zwischen beiden Annahmen gibt es zudem einen wichtigen Zusammenhang, denn auch wenn nicht jede Verletzung der Menschenwürde eine Instrumentalisierung darstellt, dürften Instrumentalisierungen besonders drastische Fälle von Missachtung der Würde der Betroffenen sein. Sowohl der Begriff der Würde als auch der Begriff der Instrumentalisierung sind jedoch in ihrem Gehalt alles andere als transparent, was sich u.a. daran zeigt, dass Fragen wie die folgenden sich einer klaren Antwort zu verwehren scheinen: Verstößt eine lebenslängliche Haftstrafe oder das Töten eines Aggressors in Notwehr gegen die Würde des Gefangenen bzw. des Angreifers? Stellt es eine Instrumentalisierung einer anderen Person dar, wenn man Teile ihres Körpers (wie bspw. Blut oder Organe) gegen Geld erwirbt? Kann man sich selbst instrumentalisieren? Im Seminar werden wir versuchen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen, indem wir den von Peter Schaber in seinem Buch Instrumentalisierung und Würde entwickelten Versuch, Würde als den Anspruch auf Selbstachtung zu verstehen, ausführlich diskutieren und diese Diskussion durch die Lektüre ergänzender Texte vertiefen. |