Kommentar |
Der Wissenssoziologe Karl Mannheim hat 1928 erstmals den Begriff der „Generation“ systematisch entwickelt, um gemeinsame mentale Prägungen bestimmter Geburtsjahrgänge in der Geschichte der Moderne zu erklären. Er ging dabei von einschneidenden „Generationserlebnissen“ als kollektiven Erfahrungen und Bezugspunkten solcher Prägungen aus – wie etwa die Fronterfahrung des I. Weltkriegs. Seitdem ist der Generationsbegriff immer häufiger benutzt worden, um vermeintliche Zusammenhänge von Erfahrung, Wissen, Lebensstil und Weltanschauung generationell zu verorten. Von der „Flakhelfer-Generation“ über die „68er Generation“, die „Generation X“, die „Generation Golf“ u.a. bis zur „Generation Praktikum“ oder „Youtube“ spannt sich ein weiter Bogen mehr oder weniger intelligenter und gelungener Vorschläge. Gemeinsam ist ihnen aber immerhin der Versuch, kollektive Strukturen von sozialer Erfahrung und Wahrnehmung zu rekonstruieren und sie als eine Art von „temporaler Matrix“ zu fixieren. Das Seminar will sich diese Konzepte und Theorien sowie deren Anwendungsversuche in den Sozial- und Kulturwissenschaften genauer anschauen und sie auf ihre analytische bzw. diagnostische Tragfähigkeit hin befragen. |