Kommentar |
Dass die Konstitution neuer Wissensobjekte und Erkenntnisbereiche eng mit ihren Darstellungsformen verbunden ist, wird mit Blick auf die Volkskunde besonders deutlich: Volkskundlich/ethnografisches Wissen findet sich historisch sowohl in wissenschaftlichen Medien der Erhebung, Verarbeitung und Speicherung (z.B. Fragebögen, Tagebücher, Karten) als auch in weit verbreiteten populären Repräsentationsformen (z. B. Enzyklopädien, Familienzeitschriften, Ausstellungen). Solche "Wissensformate" enthalten allgemeine wie spezifische Regeln der Wissensordnung und -verarbeitung, reflektieren ästhetische Normen und Ideale, Denkstile, Macht- und Herrschaftsverhältnisse. Gleichzeitig sind sie Ergebnis von Aushandlungsprozessen zwischen verschiedenen Akteuren - Wissenschaftlern und Verwaltungsbeamten, Verlegern, Reiseschriftsteller_innen oder Vereinsmitgliedern usw. Im Seminar sollen - neben einer theoretischen Einbettung - ausgewählte Formate und Formatierungen volkskundlich/ethnografischen Wissens näher betrachtet und dabei gleichzeitig exemplarische Einblicke in die Wissensgeschichte der Europäischen Ethnologie erarbeitet werden.
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