Kommentar |
Als 1971 die Idee entstand, die bis dahin getrennten Elemente Register, Rechenwerk/Logik, Steuerwerk und Speichermanagement auf einem einzigen Siliziumchip zu vereinen, ahnten die Ingenieure um Federico Faggin nicht, dass sie damit eine Revolution in Gang setzen würden, die den bis dahin vor allem von der Industrie, der Forschung und dem Militär eingesetzten Computer zu einem Medium für die Massen werden ließ. So zufällig diese Entwicklung in ihrem Anfang war, so gezielt wurde sie schon bald forciert: Es entstanden verschiedene Architekturen von Mikroprozessoren, die die Programmierung einfacher, die Computer schneller oder ihre Nutzung vielseitiger machen sollten. Im Seminar soll diese Entwicklungsgeschichte als technische Ereignis- und Strukturgeschichte unter medienarchäologischer Perspektive nachvollzogen werden: Die „Erfolgsgeschichte“ des Mikroprozessors ist nämlich durchzogen von Sprüngen/Diskontinuitäten, Rückentwicklungen und Emergenzen, welche das Sosein des heutigen Mikroprozessors weitaus stärker bestimmen als das Ingenieurskalkül es vielleicht wahrhaben möchte. Im Seminar sollen die wichtigsten und einflussreichsten Prozessortyen vorgestellt und diskutiert werden – flankiert von den Sackgassen der Entwicklung, die oft Aufschluss darüber geben können, welche Diskurse die Technologieentwicklung leiteten, bremsten und verhinderten. Die Seminararbeit soll vor allem die zwischen 1971 und 1985 entstandenen 4-, 8-, 16- und 32-Bit-Prozessoren aspektieren und anhand von Textarbeit, Referaten, Exkursionen und externen Vorträgen geleistet werden. Vorkenntnisse in Mikroelektronik, maschinennaher Programmierung und Technikgeschichte des Computers sind nicht notwendig. |