Kommentar |
Was ist Weissagung? Wie kann man die Erscheinung von prophetischen Träumen erklären? Haben diese Träume eine göttliche Herkunft oder sind sie Phänomene, die von völlig natürlichen Ursachen verursacht werden? Kann man zwischen verschiedenen Formen von Weissagung unterscheiden? Welche kulturelle und symbolische Funktion haben der Glaube in die Weissagung und die Weissagungstechniken im Rahmen der römischen Religion? Ciceros Schrift „De divinatione“ ist eine philosophische Abhandlung in 2 Büchern, die versucht, diese Fragen in systematischer Weise zu beantworten. Cicero befasst sich mit der Klassifizierung der verschiedenen Arten von Weissagung und unterscheidet zwischen „inspirierten“ Weissagungsformen (er nimmt Bezug insbesondere auf Träume) und Formen, die sich durch einen bestimmten Interpretationsprozess verwirklichen. Das erste Buch besteht aus einer auf der stoischen Doktrin beruhenden Verteidigung der Weissagung, das zweite Buch enthält eine Ablehnung der Weissagung, die auf den akademischen Doktrinen basiert. In diesem Hauptseminar wird Ciceros Schrift „De divinatione“ gelesen, übersetzt und mit dem Ziel kommentiert, ihre hauptsächlich philosophischen, rhetorischen, linguistischen und literarischen Aspekte zu betrachten. Literatur: Cicero, De Divinatione, ed. O. Plasberg, Teubner, Leipzig 1908. Cicero, Zwei Bücher von der Weissagung, übersetzt von R. Kühner, Nabu Press, 2010. D. WARDLE, Cicero on divination: De divinatione, book 1, translated with introduction and historical commentary by David Wardle, Oxford-New York 2006. F. GUILLAUMONT, Le De diuinatione de Cicéron et les théories antiques de la divination (Latomus 298), Bruxelles 2006. M. BEARD, Cicero and Divination. The formation of a Latin Discourse, in JRS 76, London 1986, S. 33-46. M. SCHOFIELD, Cicero for and against Divination, in JRS 76, London 1986, S. 47-65. Ph. VAN DER EIJK, Aristotelian elements in Cicero’s De Divinatione, „Philologus“ 137 (1993), S. 223-231. |