Kommentar |
Nach wie vor gehe ich davon aus, dass aus Studierenden der Europäischen Ethnologie einmal Menschen werden, die vom Schreiben leben. Journalismus. Museum.Kulturmanagement. Radio. Marketing usw. Immer geht es um die gekonnte Vermittlung von Inhalten. Kurz. Präzise. Montag bis Sonntag und auch im Schnee. Aber wie geht das eigentlich? Ganz einfach: Die Lust am lebenslangen Schreiben erwerbe und erhalte ich mir durch die Anwendung unterschiedlicher Techniken des Selbstbetrugs: durch LÜGEN ÜBEN. Welche Rolle die eigene Kreativität spielt, wird am Medium Film besonders deutlich. Viele Jobs. Viele Menschen. Viel Kommunikation. Viele Fehler. Über die Bedeutung eines wissenschaftlichen Textes lässt sich weit aus schwerer sprechen als über die Qualität eines Kinofilms. Auch ein schlecht geschriebener Text findet seinen Weg in die Bibliothek, aber nur ein glaubhafter Filmheld fesselt durch seine Rettung der Welt das Publikum an die Kinosessel. Eben diesen Umstand macht LÜGEN ÜBEN redux sich zu nutze, indem die Studierenden durch die Vermittlung unterschiedlicher Schreibtechniken (kreative Schreibspiele, Aufgaben zu den dramaturgischen Grundkenntnissen, 3-Akt-Struktur, Lyrik, Übungen zu diversen Genres etc.) dazu angeleitet werden, ihre ethnologischen Themen wie Filme zu behandeln und dazu kurze und knackige Texte zu verfassen. Wer ist die Hauptfigur meiner Forschung? Gibt es einen Helden und einen Antagonisten? Wo liegt der Konflikt? Wie ändert sich mein Text, wenn ich ihn zum Thriller umfunktioniere? Erzähle ich spannend? Die dabei entstehenden LOGLINES (so heißen die Kurztexte in der Filmbranche) werden wir am Ende des Kurses Experten aus der Film und Fernsehbranche vorstellen. Somit kann jeder heldenhafte Teilnehmer testen, ob seine LOGLINE nicht nur innerhalb des Seminars, sondern auch in einem professionellen Schreibumfeld besteht. |