Bemerkung |
Berlin kann als beispielhaft für die globalisierte Stadt, das Urbane als Ort von Kulturproduktion gelten. Alle Orte, die für die Produktion und Konsumption von Popmusik relevant sind, lassen sich exemplarisch in Berlin finden. Deshalb möchten wir im zweiten Semester des PTs konkrete Szenen und Orte untersuchen, wo Popkultur in Berlin produziert, verhandelt, dokumentiert oder institutionalisiert wird. Es sollen Exkursionen in das subkulturelle Berliner Nachtleben durchgeführt werden und kleine ethnografische Studien entstehen. Theoretisch und methodisch holen wir uns Anregungen bei Ethnografien Berliner Szenen und Subkulturen. Nachdem wir uns im Sommer Semester 2011 mit Grundlagentexten aus dem Feld der Popkultur sowie kritischen Diskursen innerhalb der Popular Music Studies und den Themenfeldern Globalisierung, Medien & Popkultur; Stadt und Popmusik sowie Utopien, Dystopien und Heterotopien in der Popkultur beschäftigt haben, soll im WS 2011/2012 praktischer gearbeitet werden. Zunächst wollen wir an den letzten Punkt vom SS anknüpfen und uns intensiver mit Utopie und Dystopie in der Popkultur auseinandersetzen. Einige der Kernbereiche des letzten Semesters sollen unter veränderter Fragestellung und mit Bezug auf das Forschungsfeld Berlin vertieft werden. Zum Ende des Semesters werden wir auf das Abschlussprodukt (Fanzine oder Radiosendung) hinarbeiten. Auch Teilnehmer_innen, die im SS nicht dabei waren, können im WS einsteigen. Grundlagen aus dem vorherigen Semester sollten möglichst eingesehen werden. Alle Texte des SSs sind im Moodlekurs verfügbar. Der Kursschlüssel kann auch vor Beginn der Vorlesungszeit bei uns per Mail erfragt werden. Im Grimmzentrum steht ein Semesterapparat bereit. Inhalt: Pop ist ein Feld der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um kulturelle Hegemonie. Dabei soll nicht nur Musik, die aus dem Kontext sozialer Bewegungen entsteht, untersucht werden, sondern ebenso kritische Stimmen, die sich außerhalb politischer Zusammenhänge in Szenen und Subkulturen verorten. Die in popkulturellen Diskursen produzierten hybriden Bilder und Klänge, die erzeugten Atmosphären und Imaginationen sollen befragt werden. Die Kontexte und Umstände der kulturellen Produktion sollen genauer untersucht werden: Wo entsteht Bedeutung in der Popkultur? Wer nimmt an der Produktion und Konsumption von Popmusik teil und unter welchen Bedingungen? Welche Arbeiten gibt es zum Thema und welche Diskurse und Methoden greifen sie auf? Wie werden in unterschiedlichen Beispielen gesellschaftliche Verhältnisse verhandelt, kritisiert oder (re-) produziert, wie werden Blickregime und Hegemonien unterlaufen? Kontroverse Standpunkte sollen im Seminar diskutiert werden. Musikvideos, Dokumentationen und Musikstücke sind ebenso relevante Quellen wie die wissenschaftlichen Texte. Die postindustrielle Stadt ist für Musikstile wie Techno, Hip Hop oder Punk der wichtigste Referenzpunkt. Gleichzeitig ist die Stadt der Schauplatz, an dem Eventisierung, Medialisierung Kommerzialisierung und Gentrifizierung in rasender Geschwindigkeit stattfinden. Weshalb die Stadt nicht nur ein Ort der Freiheit, sondern auch eine Kampfzone ist. Diese Kämpfe, so glauben wir, spiegeln sich in der Popkultur wider. Pop gibt somit auch Anhaltspunkte für aktuelle Transformationen kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse. Wie ist das Verhältnis von Kritik, Widerstand und Utopie? Richtet sich Widerstand immer nur gegen etwas oder finden sich darin auch Imaginationen einer anderen Welt (Utopien, Dystopien oder Heterotopien)? Welche kritischen Botschaften, Inszenierungen und Identitätskonstruktionen sind mit subkultureller Praxis verknüpft? Wir wollen nicht nur einen ethnographischen, sondern vor allem auch einen trans- und interdisziplinären Blick auf Poptheorie sowie popkulturelle Praxis werfen. Wir möchten mit Studierenden aus einem breiten Spektrum von Disziplinen und Fachbereichen zusammen arbeiten, um mit einem breiten Reservoir an Methoden, Theorien und Wissen forschen zu können. Studierende aus den Feldern Medienwissenschaft, Musikwissenschaft, Kulturwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Gender Studies, Ethnologie, Kommunikationswissenschaft, neuere Philologien, Regionalstudien, Stadtforschung oder Geographie - aber auch alle, die Vorwissen und Interesse mitbringen, sind herzlich eingeladen. |