Kommentar |
Welche Perspektiven repräsentiert werden, ist eine zentrale Frage von Ausstellungen und Museen. Die Geschichte der Migration wurde lange - wenn überhaupt - nur aus der Sicht der Mehrheitsgesellschaft geschrieben. Heutige Ausstellungsprojekte stellen hingegen oft die Perspektiven von Migranten und Migrantinnen ins Zentrum. Aber zur Geschichte der Migration gehört der Blick der Sesshaften. Nicht zuletzt sie gestalten den Empfang. Welchen Menschen, Institutionen, Situationen, Erwartungen und Projektionen begegnen die unterschiedlichen Gruppen von Migranten und Migrantinnen, wenn sie neu nach Berlin kommen? Wer erwartet sie? Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Seminars suchen Menschen, Institutionen und Räume auf, die für unterschiedliche Neuankömmlinge bereitgehalten werden, von Abschiebegefängnis und Ausländerpolizei bis zu Hotels, Begegnungscafés und Asylanwälten - und zu Einrichtungen, deren Existenz im Lauf des Seminars vielleicht erst entdeckt werden wird. Im Zentrum stehen individuelle Interviews mit denjenigen, die dort arbeiten. Wie beschreiben die Befragten ihre Arbeit? Was ist ihr Ziel? Wie sehen sie ihre Funktion? Was treibt sie an? Was bestimmt ihr Bild von Migranten, Migrantinnen und Migration? Ist es veränderlich? Warum arbeiten sie in diesem Bereich? Und mit welchen Methoden bekommt man Antworten auf diese Fragen? Die Recherche beschränkt sich bewusst auf die Befragung von Personen, die bereits vor Ort sind. Die neu ankommenden Migranten und Migrantinnen erscheinen ausschließlich in der Perspektive ihrer Gegenüber. Auch die Räume, in denen die Befragten arbeiten, sollten nur aus deren Perspektive erscheinen. |
Literatur |
Museumskunde 75, 2010, Heft 1 (Themenheft Migration) Joachim Baur, Die Musealisierung der Migration. Einwanderungsmuseen und die Inszenierung der multikulturellen Nation, Bielefeld 2009 Kölnischer Kunstverein (Hrsg.), Projekt Migration, Köln 2005 Klaus J. Bade, Jochen Oltmer, Normalfall Migration, Bonn 2004 |