Kommentar |
Ein zentraler Topos feministischer Theoriebildung der 1970er und 1980er Jahre war der Zusammenhang von Geschlecht und Arbeit. Trotz der inzwischen etablierten Norm geschlechtlich egalitärer Verteilung von Haushalt und Kindererziehung sowie vermeintlich gleichem Zugang zum Arbeitsmarkt bleibt dieser Konnex jedoch auch bis heute signifikant. Dies wird nicht nur anhand der so genannten „gläsernen Decke“ sichtbar; auch Sorge-Arbeit ist weiterhin zum großen Teil ‚weiblich‛. Dass jedoch nicht nur Geschlecht, sondern auch die Differenzkategorien Klasse und ‚race‛ in diesem Themenkomplex relevant sind, zeigen nicht zuletzt Forschungen zu migrantischer Care Work in westlichen Ländern. In aktueller Auseinandersetzung mit Arbeitsverhältnissen wird betont, dass die Grenzen von Arbeit und „Zuhause“ erodieren. Lohnarbeit wird dabei zunehmend zu einem Ort von Affektivität (Hochschildt) und fordert Fähigkeiten ein, die kulturell als ‚weiblich’ gelten. In einer ethnographischen Perspektive interessiert sich das Seminar für diese körperlichen wie emotionalen Anforderungen. Es soll nach der neuen Qualität dieser Zumutungen gefragt werden. die, wie einige Autor_innen konstatieren, zu einer generellen „Feminisierung der Arbeit“ und einem Ineinanderfallen von Produktion und Reproduktion geführt haben. Nicht zuletzt haben Gender-Forschungen seit den 90er Jahren gezeigt, dass Arbeit selbst an der Herstellung von Geschlecht teilhat – einige Autor_innen plädieren in diesem Zusammenhang für einen erweiterten Arbeitsbegriff. Das Seminar versteht sich als Einführung in den Themenkomplex ‚Arbeit, Körper und Geschlecht‛. Dabei soll die inhaltliche Auseinandersetzung mittels verschiedener methodischer Zugänge (Texte, Filme, künstlerische Arbeiten) erfolgen. Zudem sollen die Studierenden eine eigene empirische Forschung zu Arbeit und Geschlecht erarbeiten. |
Literatur |
Anderson, Bridget: Doing the Dirty Work? Migrantinnen und die Globalisierung der Hausarbeit. Berlin: Assoziation A, 2006. Bock, Gisela ; Duden, Barbara: Arbeit aus Liebe - Liebe als Arbeit: Zur Entstehung der Hausarbeit im Kapitalismus. In: Frauen und Wissenschaft: Beiträge zur Berliner Sommeruniversität für Frauen. Berlin, 1977, 118–199. Boudry, Pauline (Hrsg.); Kuster, Brigitta (Hrsg.); Lorenz, Renate (Hrsg.): Reproduktionskonten fälschen! Heterosexualität, Arbeit und Zuhause, Berlin: b_books, 1999. Dalla Costa, Mariarosa: Die Frauen und der gesellschaftliche Umsturz. In: Dalla Costa, Mariarosa; James, Selma (Hrsg.): Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft. Berlin: Merve, 1973, 40–43. Hochschild, Arlie Russel: Das gekaufte Herz : Zur Kommerzialisierung der Gefühle. Frankfurt a. M./New York: Campus: 2006. Jurczyk, Karin (Hrsg.); Oechsle, Mechthild (Hrsg.): Das Private neu denken : Erosionen, Ambivalenzen, Leistungen. Münster: Westfälisches Dampfboot, 2008. Wetterer, Angelika: Arbeitsteilung und Geschlechterkonstruktion. Konstanz: Uvk, 2002. |