Kommentar |
Feldforschung ist eine zentrale Methode der Datenerhebung in der Europäischen Ethnologie. Doch welche Halbwertzeit haben die Ergebnisse? Und wie können Ergebnisse (oder Materialien??) aus bereits abgeschlossenen, teils lange zurückliegenden Forschungsarbeiten – auch wenn sie nur teilweise oder überhaupt nicht publiziert worden sind – für die aktuelle Bearbeitung von Fragen und Problemstellungen der Stadt-, Technik- und Migrationsforschung fruchtbar gemacht werden? Das „Fährtenlesen“ bzw. die „Spurensicherung“ (Carlo Ginzburg), also sorgfältige historische Kontextierungen sind hierfür notwendige Voraussetzungen – und genau das wollen wir im Seminar unternehmen. Als Basis für die Auswahl von „Fällen“ dienen die – überwiegend unbearbeiteten – Bestände des Archivs der Landesstelle für Berlin-Brandenburgische Volkskunde am Institut für Europäische Ethnologie. Die eigene Arbeit am Originalmaterial wird eingebettet in eine kursorische Einführung in die Wissensgeschichte der Europäischen Ethnologie und in die Auseinandersetzung mit theoretischen Fragen des Archivs als Ordnungssystem. Besuche im Landesarchiv Berlin und im Handschriftenlesesaal der Staatsbibliothek geben gleichermaßen Einblicke in die Nutzung von Archiven (Recherchemöglichkeiten, Arbeitsabläufe etc.) und in das Archiv als ein soziales Feld. Geplant ist außerdem eine Exkursion in die aktuelle Doppelausstellung des Kleistmuseums nach Frankfurt/O. und der Besuch des Pendants im Ephraimpalais in Berlin - eine Ausstellung die zeigt, wie Befragungen historsicher Lebenswelten entwickelt und im Format Austellung produktiv gemacht werden können. Ziel des Seminars ist es, neben dem Ausbau methodischer Kompetenzen für die Bearbeitung und Interpretation historischen Quellenmaterials zur Erarbeitung einer kleinen Ausstellung zu kommen, die in der 2. Etage des Instituts für Europäische Ethnologie präsentiert werden soll. |