Kommentar |
Seit einigen Jahren wird Menschenhandel als “globalem Problem” zunehmende politische und mediale Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei ist vor allem die Rede von Sklaverei, Zwangsprostitution und ausgebeuteten oder illegalen MigrantInnen. Dabei bleibt jedoch unklar, was Menschenhandel ist und wie das Phänomen fassbar ist. Ziel des Projekttutoriums ist es, die Komplexität des Themas sowohl auf der Ebene des Phänomens als auch auf der Ebene der Diskurse zu untersuchen. Gegenstand der Analyse im ersten Teil des Projekttutoriums (SoSe 2011) werden historische (bis zum Jahr 2000) Definitionsversuche, ebenso wie Politiken gegen Sklaverei, Menschenhandel, Zwangsarbeit und Zwangsprostitution sein, während wir uns im zweiten Teil (WiSe 2011/2012) mit dem zeitgenössichen Phänomen und den damit zusammenhängenden Diskursen (2000-2011) beschäftigen werden. Aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit von “Menschenhandel” werden wir das Thema je nach fachlichem Hintergrund der Teilnehmenden mit Blick auf seine globalen Dimensionen aus den unterschiedlichsten fachlichen Perspektiven beleuchten: nicht nur historische, rechtliche, soziologische und ethnologische Perspektiven sollen dabei zum Tragen kommen sondern auch ökonomische, (sicherheits- und außen-) politische, literarische und philosophisch-ethische Ansätze, ebensowie – fachübergreifend – Methoden der Gender Studies und Global History. Im Projekttutorium können Studierende aller Fachrichtungen und aller Berliner Universitäten 2-4 Studienpunkte erwerben. Kenntnisse verschiedener Sprachen sind willkommen und die Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte ist Voraussetzung. Es gibt keine Teilnehmerzahlbeschränkung. |
Literatur |
Agustin, Laura (2006): ‘The Disappearing of a Migration Category: Migrants Who Sell Sex.’Journal of Ethnic and Migration Studies (32), S. 29–47. Bales, Kevin / Soodalter, Ron (2009): The slave next door. Human trafficking and slavery in America today, Berkeley. Berman, Jacqueline (2010): Biopolitical Management and “Trafficked Women”, in: International Migration 48 (4), S. 84-113. Cameron, Sally / Newman, Edward (2008): Trafficking in Humans. Social, Cultural and Political Dimensions, Tokyo, u.a. Donovan, Brian (2006): White Slave Crusades. Race, Gender and Anti-Vice Activism, 1887-1917, Urbana/Chicago. Limoncelli, Stephanie A. (2010). The Politics of Trafficking: The First International Movement to Combat the Sexual Exploitation of Women, Stanford. Meissner, Jochen / Mücke, Ulrich / Weber, Klaus (2008): Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei, Bonn. Mentz, Ulrike (2001): Frauenhandel als migrationsrechtliches Problem, Frankfurt/Main u.a. Sabelus, Esther (2009): Die weiße Sklavin. Mediale Inszenierungen von Sexualität und Großstadt um 1900, Berlin. Walker, Charlotte (2010): Legislating the trafficking and slavery of women and girls: the criminalization of marriage, traditions and gender norms in French Colonial Cameron, 1914-1945, in: Zhen, Tiantian (Hg.): Sex Trafficking, Human Rights and Social Justice, New York, S. 150-169. Weitzer, Ronald (2007): ‘The Social Construction of Sex Trafficking: Ideology and Institutionalization of a Moral Crusade.’ Politics and Society 35: 447–75. |