Kommentar |
Welchen Einfluss das Militär auf technische und insbesondere medientechnische Entwicklungen nimmt, ist vielfach diskutierter Gegenstand medien- und kulturwissenschaftlicher Forschung. Bei keinem militärischem Konflikt zuvor haben sich diese Entwicklungen jedoch qualitativ wie quantitativ derartig massiv auf solche Entwicklungen ausgewirkt und in ihre Inhalte eingeschrieben, wie beim so genannten „Kalten Krieg“ zwischen 1945 und 1989. Von der Entwicklung des Digitalcomputers bis zur Satellitentechnologie; von der Vernetzung und Dezentralisierung von Kommunikationsinfrastrukturen bis hin zur enormen Beschleunigung medialer Übertragungstechniken zur Verkürzung von „Reaktionszeiten“ reichen diese Einflüsse. Die zyklisch anschwellende atomare Bedrohungssituation hat sich dabei aber nicht nur auf die technischen Dispositive elektronischer Massenmedien ausgewirkt; sie spiegelte sich auch in deren Inhalten: Dokumentationen zur „Civil Defense“ und Atombombentests, Videospiele zur „Raketenabwehr“ und strategischen Kriegsführung, Spielfilme über die postatomare Apokalypse usw. sind aus den Diskursen hervor- und in diese eingegangen. Im Seminar sollen die Etappen der politischen Entwicklungen, die spezifischen Waffentechnologien und militärischen Strategien mit den daraus hervorgehenden Medientechnologien enggeführt werden. Zusammenhänge wie beispielsweise die zwischen der Entwicklung einer spezifischen Programmiersprache („Ada“) und Hardwarekomponenten durch das Auftauchen von Wasserstoffbombe und der Atomrakete sowie deren Spiegelung in Dokumentar- und Spielfilmen zum Zwecke der Beruhigung oder Warnung sollen dabei erörtert werden. |