Kommentar |
Gibt es Literatur nach Shakespeare (und vor den großen Romanen des 18. Jahrhunderts)? Natürlich – auch wenn es erstaunen mag, daß diese Epoche des Bürgerkriegs, der gewalttätigen Zuspitzung konfessioneller Konflikte und des eifrigen Aufbruchs in eine empiristische Naturforschung, die die Grundlage unserer heutigen Naturwissenschaft und Technik bildet, gleichzeitig so erlesene Blüten wie die sog. Metaphysical Poetry und religiöse Massenliteratur wie Bunyans Pilgrim’s Progress hervorbringt. Ich möchte Ihnen in dieser Vorlesung berühmte und auch weniger bekannte, aber nicht minder bedeutende poetische Texte (z.B. von Vaughan und Traherne) vorstellen; stets im Blick auf ästhetische Wirkungsstrukturen, aber auch auf kontextuelle, etwa philosophiegeschichtliche oder politische Zusammenhänge. In der zweiten Hälfte des Semesters werden wir uns einer kleinen Auswahl der ebenso bemerkenswerten wie verschiedenartigen Prosatexte des 17. Jahrhunderts zuwenden: AutorInnen wie Bunyan, Browne und vielleicht auch Aphra Behn, die auf bemerkenswerte Weise bearbeiten, was diese turbulente Epoche auf der Schwelle zur Moderne bewegt. Die Vorlesung will u.a. erkunden, wie Literatur in unübersichtlicher Zeit heterogene Möglichkeiten der Erfahrung und Deutung der Welt präsentiert, perspektiviert und in Zusammenhang bringt. – Die Gedichte und Auszüge aus einigen Prosatexten werden zu Semesterbeginn in einem Reader zur Verfügung gestellt. |