Kommentar |
Seit einiger Zeit wird im Umfeld urbaner Räume und Kulturen über Phänomene diskutiert, die sich als eine „Mediterranisierung“ der Innenstädte beschreiben lassen. Dabei geht es im Kern um alte und insbesondere auch neue Erscheinungsformen eines urbanen „Outdoor-Lebens“: um die Neuentdeckung von städtischen Ufern und Wasserlagen, um Straßencafes und Strände, um die Besetzung von städtischen Plätzen und Passagenräumen durch „Partyvolk“, insbesondere auch um die „Be-Palmung“, die „Ver-Azaleeung“ und die „Ver-Sonnenschirmung“ von Plätzen und Straßenrändern. Berlin ist sicherlich ein gutes Beispiel für die überaus dynamische Entwicklung all dieser Trends. Diese „Mediterranisierung“ beschreibt also zunächst vor allem optische, äußerliche, auch architektonische Phänomene, die beobachtet und erforscht werden können. Noch interessanter freilich scheint die „innere Mediterranisierung“, die sich als Veränderung von Bildern, Denkweisen und Lebensstilen in den Köpfen abspielt. Nachmittags im Liegestuhl zu liegen, bierflaschenbewehrt durch die Stadt zu flanieren, sich um 14.00 Uhr in Chill-Out-Pose zu begeben: Das wäre noch vor knapp 20 Jahren undenkbar gewesen, als flippig, unpassend, ja: „obszön“ betrachtet worden – heute ist es vielfach schon fast selbstverständlich. Diese neuen Phänomene und Posen „postfordistischer“ Gesellschaft und Kultur der Innenstädte zu beobachten und die Hypothese der „Mediterranisierung“ zu prüfen – in kleinen eigenen Forschungen wie in der Diskussion theoretischer Texte – ist Ziel des Seminars. Teilnehmerbegrenzung (15) |