Kommentar |
Das Seminar fokussiert Interrelationen zwischen Wissens-, Wissenschafts-, Diskurs- und Visualisierungsformen, theoretischen Blick- und Sehmodellen, Populärkultur und Geschlechtergeschichte anhand von konkreten Wissenschaftstexten und Filmszenen aus Science-Fiction-Filmen von Fantastic Voyage (1966) bis The Boys from Brazil (1978). Dabei geht es um die theoretische Diskussion von Normierungs- und (De)Normalisierungsprozessen humanmedizinischer Wissenspraktiken, wie beispielsweise den Visualisierungstechniken Endoskopie und Fötenphotographie (J. van Dijck; L. Nilson), den Bio- und Reproduktionstechnologien Klonen und Rassenhygiene, Invitrotechnologie, Embryotransfer und Leihmutterschaft sowie Immunologie (D. Haraway). Im Seminar wird einerseits analysiert, wie dieses religiöse, kulturell-symbolisch und genderspezifisch aufgeladene Wissen filmisch erzählt und hergestellt, popularisiert und kommentiert wird. Andererseits interessiert, an welche historischen Wissensnarratologien und -mythen die fiktionalisierten Wissensrepräsentationen und -visionen dieser Zeit anschließen. Dabei werden synergetische Effekte zwischen wissenschaftlichem Diskurs, visueller Kultur und sozialem Körper bzw. der Transfer von wissenschaftlichen Inhalten oder Denkfolien ins Filmische und vice versa untersucht. Dem Science/Fiction-Zusammenhang entsprungene Figuren wie Androiden, Roboter, Traum-Haus-Frauen, sprechende Hologramme und Mensch-Maschine-Babys machen die Fragilität der Grenzziehungen zwischen den Feldern Historie und Zukunft, Fakt und Fiktion, Phantasie und Wirklichkeit, Machbarkeit und moralische Grenzen, Utopie und Dystopie, Katastrophe und Erlösung sichtbar (F. Jameson, V. Sobchack, S. Sontag, G. Uerz); sie stellen diese Kategorien zur Disposition, dehnen, verschieben oder brechen sie. |