Das Studienprojekt stellt die Frage nach Anderen Europas in doppelter Hinsicht: einmal als Frage danach, ob, wo und durch wen andere als die herrschenden Visionen eines gegenwärtigen, zukünftigen Europas vorstellbar und öffentlich kommunizierbar werden; zum anderen die Frage danach, ob und wie in solchen alternativen Imaginationen die Anderen Europas - im Sinne der in den herrschenden Visionen Ausgeschlossenen oder jedenfalls Marginalisierten (Migrant/innen, Minoritäten an den Rändern der Nationalstaaten, des Neuen Europas) - eine besondere Rolle als Adressat/innen, als Produzent/innen spielen. Damit wird zugleich die Frage neu aufgeworfen, inwieweit Europa als Raum sozialer, politischer Utopien und für die Mobilisierung transnationaler, urbaner Öffentlichkeiten (noch) attraktiv ist. Im Blick stehen dabei besonders Akteure und Produktionen an den Schnittstellen von subkulturellen und migrantischen Praktiken, Kunst, Kulturproduktion, Wissenschaft und politischem Aktivismus. Ein erster empirischer Ansatzpunkt des Projekts wird der von der slowenischen Künstlergruppe IRWIN/Neue Slowenische Kunst (NSK) organisierte Kongress mit Bürger/innen des von der Gruppe initiierten virtuellen Staats "NSK State in Time" sein, der voraussichtlich vom 22. bis 23. Oktober 2010 in Berlin, im Haus der Kulturen der Welt, stattfinden wird. Vgl. dazu: http://www.nskstate.com/ Von hier aus wird das Projekt weiteren, vergleichbaren Initiativen nachgehen, die im städtischen Raum Berlins sichtbar werden und auf ihren imaginären Bezug zu Europa befragt werden können. Ein erstes Ziel ist eine Kartographie solcher Initiativen und deren jeweiliger transnationaler Ausrichtungen bzw. Verknüpfungen mit anderen Städten/Räumen Europas und darüber hinaus. In einem weiteren Schritt sollen eine oder mehrere dieser Initiativen und ihre transnationalen Verbindungsstrecken in einer gemeinsamen Exkursion ethnographisch erkundet werden. Zur Vorbereitung des Projekts wird ein zweiteiliger Workshop am Institut stattfinden: voraussichtlich am 1.-2. Oktober 2010. Dabei werden in einem ersten Teil Beiträge externer Referent/innen zu relevanten Ansätzen und Perspektiven (u.a. NSK, Kartographie imaginärer Räume, Kunst und/als politischer Raum) vorgestellt und diskutiert. In einem zweiten Teil werden erste empirische Fragen und Vorgehensweisen gemeinsam mit der Projektgruppe erarbeitet. Das Projekt baut auf Fragestellungen und theoretischen wie empirischen Ansätzen auf, die im Seminar "Grenz- und Imaginationsraum Europa" im Sommersemester 2010 behandelt wurden. Für eine Teilnahme am Projekt ist die eigenständige Information über die Inhalte dieses Seminars verpflichtend. Dazu kann das Seminarprogramm mit Quellenverweisen und Materialien auf Moodle eingesehen werden (Schlüssel: Grenze). Interessent/innen werden gebeten, sich bei mir zu melden: regina.roemhild@hu-berlin.de. |