Kommentar |
„Die“ Moderne gilt vielfach als ein universales, im Westen Europas entstandenes und von hier aus global verbreitetes Projekt gesellschaftlicher Entwicklung. Gegen diese oft unhinterfragte Grundannahme soziologischer Theoriebildung intervenieren alternative Modernisierungstheorien und -ansätze, die von einer europäischen (u.a. Gisela Welz) bis globalen Pluralität „multipler“ (Shmuel Eisenstadt), „anderer“ (Arjun Appadurai, Joel S. Khan, Aihwa Ong, Michel-Rolph Trouillot), „verwobener“ (Shalini Randeria) Modernen ausgehen. Diese Ansätze wurden/werden insbesondere im Rahmen der europäischen Ethnologie und der postkolonialen Anthropologie (weiter)entwickelt. Zur Diskussion steht dabei das Modell der Moderne als kulturelle Selbstbeschreibung des Westens/Westeuropas und die wirkmächtigen Unterscheidungen von "traditionalen" bzw. zu modernisierenden Anderen, die daraus generiert werden. Der Kurs bietet einen Einblick in den Stand der (soziologischen) Modernisierungsdiskussion, im Schwerpunkt aber einen Überblick zu den theoretischen Ansätzen und den empirischen Grundlagen kritischer Beiträge aus Ethnologie und Anthropologie zur Modernisierungstheorie. Sie sollen hier als wichtiger Beitrag zur Analyse und zur Reflexivität europäischer Modernen gelesen und diskutiert werden. |
Literatur |
Schwinn, Thomas (2006): Die Vielfalt und Einheit der Moderne – Perspektiven und Probleme eines Forschungsprogramms. In: Ders. (Hg.), Die Vielfalt und Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 7-36 Welz, Gisela (2000): Multiple Modernities and Reflexive Traditionalisation. A Mediterranean Case Study. In: Ethnologia Europaea 30 (2000), 5-14. |