Kommentar |
Als Metapher steht Hybridität in der Alltagssprache für diverse Arten von Vermischung, (Re-) Kombinationen, Überschneidung, Kreuzung und Überlagerung. Hybridität als analytischer Begriff wird transdisziplinär in den Sprachwissenschaften, der Psychologie, den Erziehungswissenschaften und den Sozialwissenschaften verwendet um postmoderne Identitätsbildungsprozesse und deren Auswirkungen auf Zugehörigkeit, Identifikation, Integration und somit Gemeinschaftsbildungsprozesse in Einwanderungsländern zu beschreiben. Das Zusammentreffen von Referenzsystemen, die vom diskursiven Geltungsanspruch der „Mehrheitsgesellschaft“ aus betrachtet als verschiedenartig oder teilweise gar als antagonistisch wahrgenommen werden, führt zu innergesellschaftlichen Spannungen, die politisch in Form von Integrationskonzepten ausgehandelt werden. Im Lektürekurs werden verschiedene theoretische Konzepte von personaler, kollektiver und sozialer Identität, Identifikationsprozessen und Identitätsmodellen besprochen. Die postkoloniale Theorie wird eingeführt, um zentrale Theorien der „postkolonialen Hybridität“ von Autoren wie Homi K. Bhabha, Stuart Hall, Gayatri Spivak u.a. zu diskutieren: Aber vor allem aktuelle deutschsprachige Diskurse zur Thematik der Hybridität/ Identität/ Zugehörigkeit werden in diesem Kurs behandelt (Andreas Reckwitz, Kien Nghi Ha, Iman Attia, Kerstin Hein, Paul Mecheril u.a.m) werden behandelt. Ebenso wie empirische Studien, die mit dem Begriff operieren, um somit die breite Diskurslandschaft zu erfassen. Ein gedruckter Reader wird die Veranstaltung begleiten. Der Lektürekurs wird sich mit dem Begriff und dem Konzept von „Hybridität“ primär in den Sozialwissenschaften beschäftigen. Dabei werden auch aktuelle Positionen und Zwischenergebnisse aus der Forschungspraxis des VW-Projekts „Hybride Europäisch-Muslimische Identitätsmodelle“ (HU Berlin/ www.heymat.hu-berlin.de) diskutiert. |
Literatur |
Reckwitz, Andreas (2006): Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne. Weilerswist-Metternich: Velbrueck Gmbh Hall, Stuart (1999): Kulturelle Identität und Globalisierung. In: Hörning,Karl/Winter, Rainer (Hrsg.): Widerspenstige Kulturen. Cultural Studies als Herausforderung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S.393-441 Bhabha, Homi (2000): Die Verortung der Kultur. Tübingen: Stauffenburg Verlag Manzeschke, Arne (2005): Hybridität. Einleitung. In: Allolio-Näcke, Lars/Kalscheuer, Britta/Manzeschke, Arne (Hrsg.) (2005): Differenzen anders denken. Bausteine zu einer Kulturtheorie der Transdifferenz. Frankfurt am Main: Campus-Verlag, S. 355-360 |