Kommentar |
Aus der ethnologischen Perspektive ist Europa nicht einfach gegeben, sondern - gerade heute - ein sich ein vielen Projekten entwickelnder, konfliktreicher politischer und kultureller Prozess. Das ethnologische Paradigma der Europäisierung steht für diesen Prozess. Dabei setzt es nicht nur im "Zentrum", bei den Politiken und Institutionen der Europäischen Union oder der Definitionsmacht der westlichen europäischen Gesellschaften an, sondern gerade bei jenen Akteuren und Zonen an den Rändern des heutigen Europas, deren Zugehörigkeit historisch und aktuell umstritten ist. Gerade hier zeigen sich jedoch die Herausforderungen und Zumutungen der Europäisierung besonders deutlich, ebenso wie gerade diese scheinbar peripheren Akteure und Zonen sehr viel bedeutsamer sind für den Prozess Europa als vielfach angenommen.
Das Seminar bietet eine Einführung in diese Perspektive europäischer Ethnologie. Es betrachtet und analysiert Europa entsprechend aus der Perspektive seiner Ränder: den heutigen Grenzregionen des Mittelmeerraums und Osteuropas, den Migranten, Minoritäten und Marginalisierten, die Europa mit seinen Widersprüchen in einer post-sozialistischen, post-kolonialen Welt konfrontieren. |